< Previous30 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Interview mit Melanie Locher von der «grow vitalfabrik» in Sulgen Melanie Locher absolvierte ihre Abschlussprüfung zur Spezialistin Bewe gungs und Gesundheitsförderung mit eidg. Fachausweis bravurös. Ich habe sie für ein kurzes Gespräch an ihrem Arbeitsort besucht. Von André Tummer Liebe Melanie, wer bist du, und was ist deine Aufgabe im Center? Was machst du privat ...? Ich heisse Melanie Locher und bin 44 Jahre alt. Ich arbeite seit über 15 Jahren in der Fitnessbranche, seit drei Jahren hier in der «grow vitalfabrik». Seit Januar bin ich Mitglied der Geschäfts- leitung. Ich liebe den Sport und die Natur. Nebenbei absolviere ich noch die Ausbildung zur Hundetrainerin. Ich habe selbst einen Hund, bald zwei ... Was hat dich dazu bewogen, die Ausbildung zur Spezialistin Bewegung und Gesundheit zu machen? Ich wollte mein Wissen auffrischen und Neues dazulernen, Vor- bildfunktion haben und Anlaufstelle für die Mitarbeitenden sein. In der Fitnesskette, wo ich vorher arbeitete, wurde auf Ausbil- dung kein grosser Wert gelegt. Wie ist es dir bei der Prüfung ergangen? Die Experten waren sachlich, aber freundlich. Ich war noch nie so nervös bei einer Prüfung wie dieses Mal. Zuerst hatte ich ein gutes Gefühl, doch je länger das Resultat auf sich warten liess, desto mehr Zweifel sind mir gekommen. Konntest du die Ausbildung mit deiner Arbeit und deiner Familie gut verbinden? Melanie Locher in ihrem Element – das Wohlergehen ihrer Kundinnen und Kunden liegt ihr sehr am Herzen ... Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 202431 Melanie mit Hund Murphy ...... oder ihren Arbeitskolleginnen Sabrina Rattmann und Marija Sopi Da ich mein Pensum auf 70 Prozent reduziert habe, ging es mit der Prüfungsvorbereitung gut. Ich habe festgestellt, dass mir das Lernen schwerer gefallen ist als vor zwanzig Jahren. Die Konzentration ist nicht mehr dieselbe. Man hat mehr Verant- wortung, ist nicht mehr so unbeschwert wie mit Fünfundzwan- zig. In der letzten Phase vor der Prüfung musste ich mich etwas zurücknehmen, um mich auf das Lernen zu konzentrieren. Es gab eine Zeit, in der ich meinen Freund und meine Familie etwas vernächlässigt habe. Was kommt als Nächstes? Erst einmal beende ich meine Hundetrainerausbildung und ge- niesse die freie Zeit. Gerne möchte ich das Gelernte noch besser bei uns im Center integrieren. Wir haben dazu ein paar coole Projekte im Team besprochen und werden diese in den ruhigeren Sommermonaten in Angriff nehmen. Was empfiehlst du zukünftigen Kandidierenden? Ich rate ihnen, wenn möglich nicht 100 Prozent zu arbeiten. Ansonsten ist es wichtig, sich beim Unterrichtsstoff auf das Wesentliche konzentrieren und sich nicht im Detail zu verlieren. Mir hat meine Erfahrung und meine Begeisterung für diesen Be- ruf sehr geholfen. Danke, Melanie, und alles Gute für die Zukunft! Grow vitalfabrik Bädlistrasse 89, 8583 Sulgen, 071 644 70 70 www.growvitalfabrik.ch Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024Aus der Physiotherapie Die Qualität der physiothera- peutischen Versorgung ist be- reits ohne den Tarifeingriff akut gefährdet. Zur Sicherung und als Anerkennung unseres wich- tigen Beitrags zur medizini- schen Grundversorgung brau- chen wir keine Tarifkürzung, sondern ein faires und zeitge- Stagnation bei den Tarifentwicklungen im Bereich Physiotherapie Grosse Wirkung dank hoher Qualifizierung – abgespeist mit niedrigem Tarif! Insgesamt zeigt der aktuelle Stillstand bei den Tarifentwicklungen in der Schweiz, wie unterschiedlich die Interessen der beteiligten Akteure sind. mässes Entlohnungs- und Zeitmodell. Um diese Forderung durchzusetzen und auf den Bundesrat Druck auszuüben, haben wir am 17. November 2023 eine Petition mit 283 000 Unterschrif- ten eingereicht und eine Kundgebung mit 10 000 Menschen auf dem Bundesplatz in Bern organisiert. Die Tätigkeit der Physiotherapeuten entwickelte sich in den letzten Dekaden immer mehr zu einem wissenschaftlich fundier- ten Beruf. Seit 2006 wird der Beruf an Hochschulen gelehrt und findet einen Abschluss mit dem Bachelorstatus. Später kann noch Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten tragen einen grossen Teil zur Wiedergenesung nach Verletzungen und Erkrankungen bei. Thomas Tholey Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 32283 000 Unterschriften wurden am 17. 11. 2023 eingereicht. ein Masterstudiengang angehängt werden. Die Physiotherapie ist ein elementarer Bestandteil der medizinischen Grundversorgung und ein wichtiges Glied in der Behandlungskette von Patientinnen und Patienten. Sie reicht von präventiven Massnahmen über The- rapie bis hin zur Nachbehandlung und Gesund erhaltung der Men- schen und somit des gesamten Gesundheitssystems der Schweiz. Die ambulante Physiotherapie hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Einsparungen durch kürzere Spitalaufenthalte – generiert durch Fallpauschalabkommen der Spitäler mit den Krankenkassen oder kürzere bzw. gar keine Reha- Aufenthalte – erfordern oft ärztliche Überweisungen an private Physiotherapiepraxen. Eine alternde Gesellschaft führt zu mehr notwendigen Be- handlungen, um die Bevölkerung gesund zu erhalten. So können Menschen ihren Alltag zu Hause länger bewältigen, ohne die Spi- tex in Anspruch nehmen zu müssen oder gar in eine Alterswoh- nung und oder ein Altersheime umziehen zu müssen, was wiede- rum die Gesundheitskosten massiver in die Höhe treiben würde. Die Physiotherapie verursacht lediglich ca. 3 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitswesen, und ausgerechnet hier sollen drastische Einsparungen von Seiten der Krankenkassen durchgesetzt werden. Nicht genug, dass schon seit Jahren die gleich tiefen Tarife gelten, hier wird mit verschiedenen Massnah- men von Seiten der Leistungserbringer spekuliert. Hauptsächlich trifft es wieder einmal die KMU, sprich die privaten Praxen, die Unternehmer und deren Angestellte. Spitäler hingegen kommen durch die Fallpauschalen besser weg. Von daher können hier auch oft höhere Löhne bezahlt und einfachere Arbeits bedingungen so- wie günstigere Arbeitszeiten (nicht abends) angeboten werden. Dies führt bei den privaten Institutionen zu einem ungleichen Konkurrenzkampf, unter anderem auch beim Finden neuer kom- petenter Mitarbeitender. Es ist ein fast schon ewiger Leidensweg in der Physiotherapie – müssen uns wirklich diese Steine, in den Weg gelegt werden, um Kosten im Gesundheitswesen zu sparen? Noch ist nicht klar, ob die Zahlungen pro Behandlung ge- kürzt werden sollen oder ob die Zeit pro Behandlung vonseiten der Krankenkassen reduziert werden soll. Beide Möglichkeiten wirken sich negativ auf die Zufriedenheit der Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch auf die Qualität der Behandlungen aus. Im Endeffekt wird das Problem auf dem Rücken der Praxen aus- getragen und betrifft damit schliesslich die ca. zwei Millionen in der Schweiz lebenden, am Bewegungsapparat leidenden Patien- ten. (Quelle Rheumaliga Schweiz) Ein paar Zahlen – Muskuloskelettale Erkrankungen sind die zweithäufigsten Ursachen für Spitalaufenthalte. (BFS) – 4 von 5 Personen haben schon mindestens einmal eine Physiotherapie aufgesucht. (gfs-Umfrage) – Von rund 1000 Personen waren 57 Prozent in den letzten 5 Jahren in Behandlung, das sind insgesamt ca. 5 Millionen Menschen. – Dank Physiotherapie können einige operative Eingriffe verhindert und somit Kosten eingespart werden. (gfs-Umfrage) Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 33Aus der Physiotherapie Wenn wir die Wirksamkeit einer guten Physiotherapie als zentralen Pfeiler in unserem Gesundheitssystem der Kosten-Nut- zen-Analyse gegenüberstellen, zeigen die Statistiken eher einen positiven als einen negativen Einfluss auf die Kostenentwicklung im Gesundheitssystem. Aktive ältere, zu Hause lebende Menschen, verhinderte Operationen, kürzere Spital- und Reha-Aufenthalte sowie die Reduktion oder Vermeidung von Komplikationen und Rückfällen wirken sich kostendämpfend aus. Denn durch gezieltes Training in der aktiven Reha wird dem Abbau des muskuloskelettalen Sys- tems (Sarkopenie, Arthrose, Herz- Kreislauf-Erkrankungen usw.) entgegengewirkt. Rund 90 Prozent der Menschen geben an, dass die Physio- therapie ihnen einen Nutzen gebracht hat. 70 Prozent geben an, dass sich ihre Situation verbessert hat und weitere 23 Prozent bestätigen eine Stabilisierung. Während die Ineffizienz in der Ge- sundheitsversorgung bei 20 Prozent liegt, beträgt diese in der Physiotherapie nur 3 Prozent! (Quelle BAG) Physiotherapeuten wollen nur ihren Job machen, mit weni- ger Bürokratie belastet sein und Menschen helfen, dass sie im Alltag ihrem Beruf, sportlichen Aktivitäten und ihren Hobbies wieder beschwerdefrei nachgehen können. Will man das System der nicht ärztlichen Leistungserbringer so lange belasten, bis es bricht? Die Pflege und weitere Berufe im Gesundheitswesen sind gleichermassen betroffen. Nicht erst seit Corona sehen wir im Bereich Gesundheit eine Arbeitsflucht mit hohen Abwanderungs- zahlen aus dem erlernten Beruf. Kleinere ambulante Physiotherapiepraxen können sich kaum noch über Wasser halten und eine Behandlungssicherheit ist gefährdet. Gründe hierfür sind: – nicht zeitgemässe Tarifstruktur – fehlender Teuerungsausgleich – unnötiger hoher Bürokratieaufwand bei Anerken - nungs gesuchen zur Berufsausübungsbewilligung mit ausländischem Diplom Nicht zeitgemässe Tarifstruktur Physiotherapeutinnen und -therapeuten ist es nur erlaubt, ärzt- lich verordnete Behandlungen durchzuführen und nach dem ver- alteten Tarifmodell abzurechnen. Zu tragen bleiben sämtliche In- frastruktur- und Betriebskosten, Lohn- und Sozialleistungen. Ein angemessener Geschäftsführerlohn, in Anbetracht aller zu tragen- Effekt der Physiotherapie auf die Gesundheit (Datenquelle: Umfrage gfs Bern) Verbesserung 70 % 23 %6 %1 % Stabilisierung weiss nicht / keine Antwort Verschlechterung Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 34ANZEIGE ipso.ch/infoworkshop Mehr Infos und Anmeldung: «Bewegte Zukunft» Beruf Dipl. Bewegungs- pädagogin / Bewegungs- pädagoge HF Info-Workshop und Aufnahmeverfahren › Montag, 17.06.2024 oder › Montag, 19.08.2024 den Risiken und Entbehrungen eines Selbstständigen, ist im Be- rufsvergleich nicht mehr möglich. Und auch Angestellte hätten einen fairen Lohn verdient nach dem Preis-Wert-Modell. Preis ist das, was man bezahlt, Wert ist das, was man dafür bekommt. Der Preis einer Physiotherapiesitzung stammt aus dem Jahr 1996. Die letzte Tarifanpassung von 8,5 Prozent im Jahr 2014 bzw. 2016 gleichen die um ca. 25 Prozent gestiegenen Be- triebskosten in keiner Weise aus (Quelle 2021). Der prozentuale Anteil dürfte sich in den letzten drei Jahren nochmals stark durch die Coronakrise, die zuletzt makroökonomischen Einflüsse (Krie- ge) sowie die Inflation weiter verändert haben. Laut BFS (Bundesamt für Statistik) hat die Physiotherapie seit 1998 eine faktische Reallohnsenkung durchgemacht, wäh- rend das allgemeine Lohnniveau um 25 Prozent gestiegen ist. Von daher ist die Branche bereits stark unterfinanziert und die Teue- rung verschärft diese Entwicklung zusätzlich. Postulat zum Teuerungsausgleich Die SKG (Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit) reichte am 23. Februar 2024 das Postulat «Teuerungsausgleich bei Leistungserbringenden der obligatorischen Krankenpflegeversi- cherung» ein, um den Bundesrat zum Handeln zu bewegen. Anerkennungsgesuche zur Berufsausübungsbewilligung von Physiotherapeuten und -therapeutinnen mit ausländischem Diplom Es dauert einfach zu lange, bis ausländische Diplome von Physio- therapeuten vom SRK anerkannt werden! Das Anerkennungs- verfahren wird gestartet, sobald das SRK das komplette Aner- kennungsgesuch mit allen Unterlagen erhalten hat und die Rechnung bezahlt wurde. Ab dann dauert es bis zu vier Monaten, bis ein erster Entscheid vorliegt. Fällt dieser Teilentscheid positiv aus, hatte ein ausländischer Physiotherapeut bisher die Erlaub- nis, zu therapieren. Nun fordern jedoch diverse Krankenkassen von ihnen bezahlte Leistungen zurück, wenn diese von Thera- peuten oder Therapeutinnen geleistet wurden, die über ein aus- ländisches Diplom, aber lediglich einen positiven Teilentscheid des SRK verfügen. Wie soll ein Fachkräftemangel ausgeglichen werden, wenn den Physiotherapeuten und -therapeutinnen so viele gravierende bürokratische Hürden in den Weg gestellt werden? SFGV – Aktuell Lehrbetrieb des Jahres 2024 Auch in diesem Jahr vergaben wir im Namen des SFGV den Preis «Lehrbe- trieb des Jahres». Nach den individuel- len Betriebsbesuchen und einer sorg- fältigen Jurybewertung standen die Gewinner fest und wurden am Ge- sundheitsTag 2024 geehrt. Die Heraus- forderungen waren etwas grösser als andere Jahre. Die geringe Anzahl von Bewerbern und die eng beieinander liegenden Totale der Punkte machte es der Jury um einiges schwerer, die Platzierungen zu vergeben, als dies in Vergangenheit der Fall war. Der diesjährige Gewinner hat sich durch die vorbildhafte und facettenreiche Aus- bildungsqualität und das Engagement für die berufliche Entwick- lung junger Menschen hervorgetan. Wir gratulieren diesem Be- trieb herzlich zu der verdienten Anerkennung. Die Bekanntgabe der Sieger sowie die Preisübergabe fanden dieses Jahr nicht am abend- lichen Dinner statt wie in den letzten Jahren, sondern im Rahmen der SFGV-Mitgliederversammlung. Den ersten Platz hat sich das «gymmedico» aus Basel ge- holt, und der zweite Platz ging an das «Van der Merwe Center» aus Allschwil. Den dritten Platz haben sich die beiden Betriebe «Sportcenter Leuggern AG» und das «Natural Premium Training AG» aus Amriswil geteilt. Mit diesen Preisen setzt der SFGV ein Zeichen für die Förderung der beruflichen Bildung und hofft, so noch weitere Unternehmen zu motivieren, die Qualität unserer Branche wei- terzuentwickeln. Was gibt es für einen Betrieb wertvolleres, als durch eine ausgezeichnete Ausbildung von Lernenden mitzuhelfen, die eigene Branche qualitativ weiter nach vorne zu bringen? Die Ehrung des Lehrbetriebs des Jahres fand dieses mal während der Mitgliederversammlung statt. Urs Rüegsegger Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 36ANZEIGE LEISTUNG. FITNESS. UNTERHALTUNG. PRECORCAST, KABELLOSES LADEN, NEUE, KONFIGURIERBARE WORKOUTS UND WEITERE HIGHLIGHTS: PRECOR.DE/P94P84TOUCH SCREENCONSOLE © Precor Incorporated 2024 ENTDECKEN SIE DIE NÄCHSTE GENERATION DER CARDIOKONSOLEN Platz 1: «gymmedico», Basel Platz 2: «Van der Merwe Center», Allschwil Platz 3: «Sportcenter Leuggern AG» und «Natural Premium Training AG», AmriswilSFGV – Aktuell Der SFGV versucht zusammen mit seinen Partnerverbänden, in Bern vermehrt Einfluss zu nehmen auf ein zelne politische Geschäfte, die für die Fitnessbranche relevant sind. Dieser Artikel beleuchtet zwei Stellungnahmen des SFGV, die in der Frühlingssession 2024 behan- delt wurden. Natürlich ist der SFGV ein kleiner Verband, der im grossen Bundesbern nicht immer Gehör findet. Um eine möglichst grosse Wirkung zu entfalten, ist es umso wichtiger, dass die Vorstösse gut koordiniert sind mit unseren Partnerverbänden, die entstanden sind durch unser politisches Netzwerk. Wir kämpfen in jedem Fall weiter – für eine starke KMU-Fitnessbranche! 38 SFGV in Bern – News aus der Frühlingssession Claude Ammann Auch an der Frühlingssession 2024 hat der SFGV sich bei den politischen Geschäften eingebracht, welche für die KMU unserer Branche wichtig sind. Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 38Empfehlung des SFGV: Annahme der Motion 23.3538 Die Motion bezieht sich auf ein Versprechen und auf die prognos- tizierten Zinssenkungen. Trotzdem sollen nun auf noch nicht zu- rückbezahlte Covid-19-Kredite ab April 2023 neu höhere Zinsen erhoben werden. Der Bundesrat verschärfte mit diesem Entscheid die an- gespannte finanzielle Lage vieler KMU. Dabei hatte der ehemalige Finanzminister Ueli Maurer bei der Debatte zum Covid-19-Soli- darbürgschaftsgesetz noch festgehalten: «Wenn diese Frage [zur Erhöhung der Zinssätze] auftauchen sollte und es eine Interes- senabwägung gibt, wird sich der Bundesrat mit Sicherheit zu- gunsten von 100 000 KMU und nicht zugunsten von 123 Banken entscheiden. Diese Gewähr haben Sie beim Bundesrat.» Trotz positiver Umsatzentwicklung fehlt es vielen Fitness- unternehmen an Eigenkapital. Die Fitnessbranche benötigt mehr Zeit für Rückzahlungen, zumal die Inflation vielerorts die Ge- winnmargen schrumpfen lässt. Deshalb befürwortet der SFGV die Motion Kamerzin. Diese fordert eine gesetzliche Festlegung der Zinsen. Bis zur Fälligkeit sollen die Zinsen für Kredite unter 500 000 Franken gestrichen werden, und der Zinssatz für Kredite über 500 000 Franken soll auf maximal 0,5 Prozent begrenzt wer- den. Die Unternehmen brauchen keine Anreize, die Kredite zu- rückzuzahlen, zudem tragen Zinsen nicht dazu bei, dass Kredite vermehrt zurückbezahlt werden. Stattdessen gefährden sie die Rückzahlung von Krediten durch Unternehmen, die sich noch nicht erholt haben. Überdies werden für 2024 sinkende Zinssätze prognostiziert. Empfehlung des SFGV: Annahme der Motionen 23.3842 und 23.3759 Legitime Gründe für einen Liquidationsgewinns dürfen nicht be- straft werden. Der SFGV unterstützt die Forderung einer klaren Unter- scheidung zwischen Liquidationsgewinn und Liquiditätsabfluss in Bezug auf die Covid-19-Härtefallverordnungen. Die Verord- nungen verbieten Unternehmen, die Härtefallhilfen erhalten ha- ben, bestimmte finanzielle Transaktionen für bis zu drei Jahre nach Erhalt der Hilfe. Allerdings ist nicht klar geregelt, ob ein Li- quidationsgewinn, der sich aus legitimen Gründen wie der Auf- gabe der Tätigkeit aufgrund von Mietvertragsbeendigung, Krank- heit oder Ruhestand ergibt, in die Verbote einbezogen wird. Diese Verwirrung führt zu einer unangemessenen Auslegung der Ver- ordnungen und zu groben kantonalen Unterschieden und Un- gleichbehandlungen. Die Motion zielt darauf ab, diese Fehlinter- pretation zu korrigieren, um sicherzustellen, dass Unternehmen, die Covid-19-Hilfen erhalten haben und ihre Tätigkeit aus berech- tigten Gründen aufgeben, nicht unnötig belastet werden. In der Tat muss festgehalten werden, dass der Zweck der Verwendungs- beschränkung bei den Härtefallhilfen die Missbrauchsbekämp- fung war. Eine Vielzahl von Fallbeispielen, die dem SFGV vorlie- gen, zeigt jedoch, dass die Rückforderungspraxis einzelner Kantone auf Weisung der Bundesverwaltung im Bereich der Här- tefallbeiträge viel zu weit geht. Ein fundiertes Rechtsgutachten, verfasst von der renommierten Professorin Dr. Isabelle Häner und Dr. Livio Bundi, zieht eine ähnliche Schlussfolgerung: Eine Be- triebsaufgabe oder ein Betriebsverkauf auf Grund von Alter, Ge- sundheit, Tod, Nichtverlängerung eines Miet- oder Pachtvertrags sind in der Regel keine Missbrauchsfälle. Entsprechend dürfen Liquidationsgewinne in solchen Fällen nicht bestraft werden. Der SFGV an der Frühlingssession 2024 23.3538 Motion Kamerzin Covid-19-Kredite mit Solidarbürgschaft. Zinsen für Kredite unter 500 000 Franken streichen und Zinssatz für Kredite über 500 000 Franken auf maximal 0,5 Prozent begrenzen. Behandlung im NR am 06. März 2024 Der SFGV an der Frühlingssession 2024 23.3842 Motion Gapany / 23.3759 Motion Feller Covid-19-Härtefälle: Ein Liquidationsgewinn darf nicht gleichgesetzt werden mit einem Liquiditätsabfluss, der im System der Härtefallhilfen verboten ist. Behandlung im Ständerat am 11. März 2024 und im Nationalrat am 12. /13. März (Motion Feller) Bewegungsmedizin – Nr. 21 / Juni 2024 39Next >