< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Überbetriebliche Kurse in unserem EFZ-Berufsbild Unser SFGV Präsident Claude Ammann: ein Mann aus der Praxis! 20Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Die Schweiz nimmt mit ihren drei staatlich anerkannten Berufsausbildungen in unserer Branche eine globale Vorreiterrolle bei der nicht akademischen Berufsbildung ein. In keinem anderen Land ist die Bewegungs- und Gesund- heitsförderung so stark in einem Berufsbild verankert wie in der Schweiz. Die überbetrieblichen Kurse bilden ein Schlüsselelement der beruflichen Grundbildung. Seit 2012 verfügt die Fitnessbranche in der Schweiz über die EFZBerufslehre zum Fachmann / zur Fachfrau Bewe gungs und Gesundheitsförderung. Das war im Bildungsbereich der Fitness branche ein Quantensprung. Zum ers ten Mal wurde in der Schweiz eine ein heitliche Ausbildung mit staatlichem Abschluss in allen drei Landessprachen angeboten. Im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Lehrgängen wurde ne ben der betrieblichen Ausbildung auch ein Besuch der kantonalen Gewerbeschule und der sogenannten überbetrieblichen Kurse nötig, denn dort verbinden sich Theorie und Praxis optimal. In diesem Artikel möchte ich das Thema «Überbetriebliche Kurse» etwas vertiefen. Was sind überbetriebliche Kurse? Die überbetrieblichen Kurse (ÜK) sind neben der Berufsfachschu le und den Betrieben der vollwertige dritte Lernort. Der Besuch der ÜK ist obligatorisch. Die überbetrieblichen Kurse dienen der Vermittlung von grundlegenden berufspraktischen Fertigkeiten sowie von theore tischem Fachwissen und bezwecken neben einer einheitlichen und qualitativ hochstehenden Vermittlung des Lernstoffes eine wesentliche Entlastung der Betriebe. Historische Entwicklung Die überbetrieblichen Kurse haben als Einführungskurse in hand werkliche Berufe wie Automechaniker oder Elektroinstallateurin eine lange Tradition, während sie in anderen Berufen erst in den 2000erJahren im Rahmen grösserer Revisionen durch das neue Berufsbildungsgesetz eingeführt wurden. Offizielle Formen nah men sie dann in den 1970erJahren an. Zum festen Bestandteil aller Berufe wurden die ÜK aber erst 2004 mit dem neuen Berufsbildungsgesetz. Häufig wurden die überbetrieblichen Kurse auch mit ande ren Namen wie «Fachkurse» oder «praktische Kurse» bezeichnet, diese Begriffe wurden aber mit dem Berufsbildungsgesetz von 2004 obsolet. Das Kursgeld wird von Bund und Kantonen subventioniert, die restlichen Kosten trägt der Lehrbetrieb. Dem Lernenden dür fen keine (zusätzlichen) Kosten entstehen. Die Oda BuG (Organisation der Arbeit – Bewegungs und Gesundheitsförderung) ist nur eine von wenigen Organisationen, welche den Betrieben die Kosten erlässt, um die Aus und Weiter bildung in der Branche zu fördern. Claude Ammann 21Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Der Nutzen der überbetrieblichen Kurse Gerade in der Fitness und Gesundheitsbranche sind die Arbeits felder sehr breit aufgestellt. Neben dem Arbeitsfeld «Fitnesscen ter» werden Ausbildungsplätze in Spitälern und RehaInstitutio nen sowie auch in sportaffinen Betrieben angeboten. Dieser enormen Vielfalt muss Beachtung geschenkt werden. Nicht alle Themen sind in den jeweiligen Betrieben täglich abrufbar und somit für die Auszubildenden auch nicht immer di rekt umsetzbar. Die ÜK schliessen diese Lücke. Alle wichtigen USP (unique selling proposition = Alleinstel lungsmerkmale) der Branche werden in den ÜK angesprochen und erarbeitet. Das beginnt direkt nach dem Start der Lehre im ersten Lehrjahr mit einem 5tägigen Block, der den Lernenden die Grundsätze der wichtigsten Lernfelder der Branche aufzeigt. Themen wie «Groupfitness Training», «gerätegestütztes Training», «gesunder Lebensstil», «Testing» und «Verkaufen im Fit nesscenter» sind die Hauptthemen, mit denen die Lernenden in Berührung kommen. Mit jeweils zwei Tageskursen, die alle sechs Monate statt finden, wird der Stoff regelmässig gefestigt und in den letzten drei überbetrieblichen Kursen geprüft und benotet. Diese Beno tung im praktischen Bereich fliesst in die Abschlussnote ein. Was ist in den überbetrieblichen Kursen anders als in der Gewerbeschule? Die Schule vermittelt in erster Linie theoretisches Wissen. In den ÜK wird dieses theoretische Wissen in den praktischen Arbeits prozessen umgesetzt und angewandt. Dies setzt voraus, dass der Lehrstoffplan der Schule mit den Inhalten der ÜK übereinstimmt und die Unternehmen bzw. die betrieblichen Lernorte das erlernte Wissen direkt mit der Kundschaft umsetzen können. Eine Win winSituation für die Lernenden wie auch für die Betriebe. Von der Theorie in die Praxis Da in unserem Berufsfeld unter anderem körperliche Fähigkeiten sowohl bei unseren Kunden als auch bei uns selbst im Zentrum stehen, ist eine hohe Vernetzungsfähigkeit erforderlich. Deshalb ist für die zu erlernenden Prozesse meist ein längerer Zeitraum nötig. Die Tätigkeitsfelder des Fachmanns / der Fachfrau Bewe gung und Gesundheitsförderung sind heute im Gesundheitswe sen angesiedelt. Das erfordert eine überdurchschnittliche Bereit schaft, die theoretischen Grundlagen professionell in die Praxis umzusetzen. Es steht immer der Mensch mit seiner ganzheitli chen Gesundheit im Fokus. Deshalb wird auch in Zukunft eine ganzheitliche, professionelle und praxisorientierte Ausbildung unabdingbar sein. Aufruf an alle Lehrbetriebe Bitte thematisieren Sie die Inhalte der ÜK mit Ihren Auszubilden den auch im Betrieb. Haken Sie nach, geben Sie Ihren Lernenden unmittelbar nach einem ÜK Aufgaben, welche die Themen des jeweiligen überbetrieblichen Kurses beinhalten, damit sich die praktische Arbeit festigen kann. Gruppenarbeiten und die Umsetzung des Gelernten in die Praxis stehen bei den ÜKs im Vordergrund. 22Erfahre hier alles über unseren Kraft-Beweglichkeits-Parkour www.milongroup.com Der Kraft-Beweglichkeits-Parkour ist die Lösung für die anatomischen und physiologischen Anforderungen von heute. KRAFT UND BEWEGLICHKEIT IM WECHSEL DIE KOMBI MACHT’S FIT IN KURZER ZEIT BIS ZU 3 STUNDEN SITZEN » 1 DURCHGANG IN 15 MINUTEN MEHR ALS 3 STUNDEN SITZEN » 2 DURCHGÄNGE IN 30 MINUTEN Muskellängentraining und Kräftigung im Wechsel Standardisiertes Training auf kleinem Raum Vereint die Bedürfnisse der Trainierenden in einem Konzept ANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 24 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Lernen scheint für Kirill Sprigaylov ein Lebensmotto zu sein. Er ist einer der wenigen, die die Grundlehre EFZ, die Ausbildung zum Spezialisten Bewegungs- und Gesundheitsförde- rung BuG mit eidg. Fachausweis und aktuell die Ausbildung zum Experten BuG nahtlos hintereinander absol- vieren. Das heisst, er ist nunmehr seit 7 Jahren in einem kontinuierlichen Lernprozess. Ich traf ihn an seinem Arbeitsplatz, dem Gesundheitspark Thalwil, zum Interview. Irene Berger: Kirill, du bist auf einer bemerkenswerten «Ausbildungsreise». Erzähl uns doch etwas zu deinem Hintergrund! Kirill Sprigaylov: Ich bin mit 14 Jahren aus St. Petersburg in die Schweiz eingereist und mein Stiefvater motivierte mich, hier eine Ausbildung zu absolvieren. Doch zu erst musste ich Deutsch lernen, denn mit den paar deutschen Wörtern, die ich in Russland an der Schule gelernt hatte, konnte ich mich nicht verständigen. Zu sätzlich hat mich mein Stiefvater im sportlichen Bereich sehr gefördert und – ehrlich gesagt – auch ein wenig dazu «gezwungen». Ich begann dann mit dem Rudern und absolvierte Wettkämpfe. Das Gute daran war, dass ich auf diese Weise Kollegen kennenlernte. 2013 begann ich eine Lehre als Zim mermann. Ich konnte aber den Staub nicht vertragen und musste die Lehre nach einem Jahr beenden. Die Berufsberatung machte mich auf die Ausbildung zum Fachmann Bewegungs und Ge sundheitsförderung EFZ aufmerksam. So habe ich mich beworben und nach einigen Schnuppertagen in verschiedenen Betrieben 2015 die Lehre in Thalwil begonnen und erfolgreich beendet. Was für Gedanken hast du dir anschliessend zu deiner be- ruflichen Laufbahn gemacht? Ich wollte immer «Karriere» machen! Herr Ammann stellte uns die Weiterbildung zum Fachausweis und zum Diplom vor. Das inter essierte mich sofort, da ich nach erfolgreichem Lehrabschluss unbedingt in der Branche bleiben wollte. Wie verlief der Weg hin zum Fachausweis? Ich setzte mich mit meinem Chef Herrn Steiner hin und wir mach ten eine Karriereplanung. Er bot mir die Möglichkeit an, im Betrieb zu bleiben. Ich musste mir ja noch während 3500 Stunden die praktischen Kompetenzen erwerben. So arbeitete ich lediglich 80–90 % und investierte einen Tag pro Woche in die Ausbildung bei der Swiss Prävensana mit den jeweiligen Modulprüfungen. Irene Berger, Prüfungsleiterin Kirill Sprigaylov: Lernen ist sein Lebensmotto. Er ist einer der jüngsten zu künftigen Experten Bewegung und Gesundheitsföderung mit eidg. Diplom. In Ausbildung zum «Experten Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. Diplom»Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 25 Wie viele Stunden pro Woche hast du zu Hause für dich studiert? Rund 10 Stunden pro Woche. Wenn mich ein Thema interessiert, dann will ich auch vertiefte Kenntnisse erwerben und es macht mir Spass, nicht nur den Schulstoff zu lernen, sondern das jewei lige Thema auch von anderen Seiten her zu beleuchten. Deshalb ist die Lernzeit nicht wirklich eine Belastung für mich. Du hast im Oktober 2021 die Berufsprüfung FA mit sehr gutem Resultat abgeschlossen. Gratulation! Wie geht es jetzt weiter? Wie gesagt, macht mir das Lernen sehr viel Freude, und ich habe im Gesundheitspark Thalwil mit Herrn Tummer und Herrn Steiner die volle Unterstützung. Deshalb hänge ich aktuell die modulare Ausbildung zum Experten mit eidg. Diplom bei der SAFS nahtlos an, bei gleichem Arbeitspensum wie vorher. Was ist anders an dieser Ausbildung zum Experten? Diese Ausbildung hat einen anderen Aufbau. Man muss vieles selbst ausarbeiten und diskutiert es dann in der Gruppe. Auf die sem Niveau wird kein Wissen mehr vermittelt, sondern es geht darum, aus vorhandenem Wissen und bestehenden Kompeten zen Neues zu kreieren. Was denkst du, wo man die zukünftigen Experten BuG in der Branche einsetzen kann? Es gibt verschiedene Möglichkeiten und erweiterte Teilbereiche der Fitness und Gesundheitsbranche wie beispielsweise auf der psy chosozialen Ebene mit Mitarbeitern in grossen Firmen, im gesund heitsstrategischen Bereich der Unternehmensführung oder, wie bereits bestehend, im Gesundheitsmanagement von Grossfirmen. Was sind deine sonstigen Tätigkeiten? Ich mache neben der Ausbildung zum Experten noch die SVEB Ausbildung an der HSO Wirtschafts und Informatikschule. Aus serdem doziere ich bei der Swiss Prävensana, derzeit im Fach gebiet «Fitness & Bewegung». Was ist dein Fernziel? Wo siehst du dich mit 40? Mit 40 werde ich Erwachsenenbildner sein und möchte dies mit der Arbeit im Fitness und Gesundheitsbereich kombinieren. Ich will besser unterrichten als die Dozenten, die ich teilweise selbst erlebt habe in den Kursen, die ich besuchte. Ich kenne alle Rich tungen von Fitness und Sport, Leistungssport, Breitensport und Gesundheitstraining. Ich kann die Bedürfnisse in diesen Berei chen gut nachvollziehen und aus dem Vollen schöpfen. Vielen Dank für das Interview! Der Transfer vom Leistungssport zum gesundheitsorientierten Training gelingt Kirill ohne Problem.Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Kognitive Dissonanz Entwicklung zum Dienstleister Bewegungs- und Gesundheitsförderung Die grösste Herausforderung der Fitness- und Gesundheitscenter liegt darin, die Kundinnen und Kunden zu einer langfristigen und dauerhaften Verhaltens- veränderung zu bringen. Eine möglichst geringe Kundenfluktuation oder andersherum ausgedrückt eine möglichst grosse Zahl an Stammkunden stabi- lisiert das Unternehmen. Die Erfahrung zeigt uns aber, dass es in jedem Center viel zu viele Personen gibt, die grosse Mühe damit haben, regelmässig zu trainieren, und damit potenzielle Kündigungskandidaten sind. Von André Tummer Jeder von uns kennt das ungute Gefühl, wenn «das schlechte Gewissen» plagt und der Ausredenkatalog immer grösser wird. 26Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 27 Schnell werden Kundinnen und Kunden, die Probleme mit regel mässsigem Training haben, als «zu bequem» oder gar als «zu faul» vorverurteilt. Wir als Dienstleister und Anbieter eines gesundheits orientierten Coachings sollten aber nicht verurteilen, sondern Un terstützung bieten. Deshalb müssen wir auch das psychologische Muster verstehen, das hinter der Trainingsunregelmässigkeit steht. Es ist in der Sozialpsychologie hinlänglich bekannt und wird als «Kognitive Dissonanz» bezeichnet. 1954 schleuste sich der amerikanische Sozialpsychologe Leon Festinger in eine Sekte in Wisconsin ein. Die Anhänger wa ren fest davon überzeugt, eine Sintflut würde am 21. Dezember jenes Jahres alles Leben auf der Erde vernichten. Nur sie selbst würden von Ausserirdischen gerettet. So prophezeite es ihnen ihre Anführerin. Am Stichtag passierte, was passieren musste – gar nichts! Es gab nicht einmal Regen, von Aliens keine Spur. Doch die Gläu bigen rieben sich nicht etwa die Augen und entlarvten den Hum bug, sondern fühlten sich in ihrem Glauben bestätigt. Sie argu mentierten, Gott habe nur ihren Glauben prüfen wollen. Festinger entwickelte daraufhin seine Theorie der kognitiven Dissonanz, um zu verstehen, wie Menschen mit Widersprüchen zwi- schen ihren Überzeugungen und ihrem Handeln umgehen. Kognitive Dissonanz kennen wir alle. Sie tritt zum Beispiel auf, wenn wir in den ersten Wochen des Jahres unsere Vorsätze Revue passieren lassen, beispielsweise dass wir mehr Fitnesstrai ning machen wollten, aber im neuen Jahr immer noch keine Zeit dafür finden. Diese Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit er zeugt eine innere Spannung, ein «schlechtes Gewissen». Men schen streben generell nach einer möglichst grossen Überein stimmung zwischen ihrem Handeln und ihren Absichten. Dieses Bestreben wird als Integrität bezeichnet. Beim Handeln entgegen persönlichen Werten und Absichten entstehen schnell Gewis sensbisse. Um diese zu verringern, also die Dissonanz zu reduzie ren, wäre es das Einfachste, regelmässig zum Training zu gehen. Aber nicht alle Menschen sind so diszipliniert, dass sie diese Ver haltensänderung allein schaffen. Da wir eingefahrene Gewohnheiten ungern aufgeben, ist es leichter, den Widerspruch kleinzureden, uns abzulenken – oder gezielt nach Informationen zu suchen, die das dissonante Ver halten in ein besseres Licht rücken: Gab es da nicht diese Studie, die zeigte, dass zu viel Training auch schlecht für das Herz sein kann? Und zweimal die Woche ins Training, das bringt doch ohne hin nichts! Ausserdem bin ich gar nicht zu dick! Immerhin gehe ich zweimal pro Tag mit dem Hund spazieren! Und die neuen You TubeVideos für das Krafttraining im Wohnzimmer sind doch auch ganz gut … Wir rechtfertigen also unser Verhalten nicht nur vor anderen, sondern auch vor uns selbst, indem wir unsere zuvor gefasste Einstellung und unsere Überzeugungen ändern, um das alte Verhaltensmuster beibehalten zu können. Der Neurowissenschaftler Keise Izuma konnte in seinen Versuchen das «Dissonanzzentrum» in einer Hirnregion feststel len, welche die Forscher den posterioren Teil des mediofrontalen Kortex (pMFC) nennen. Dieses Hirnareal ist offenbar dafür zu ständig, Dinge zu vermeiden, die nachteilige Konsequenzen ha ben könnten. Aber welche nachteiligen Konsequenzen könnte ein regelmässiges, gesundheitsorientiertes Training haben? Aus un serer rein faktischen Sicht gesehen keine! Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die inneren Überzeugungen, die ein Mensch hat, hauptsächlich durch seine bisherigen Erfahrungen und auch vom Hörensagen geprägt sind. Jeder und jede unserer Kunden und Kundinnen hat «Fitnessgeschichten» erlebt, die auch mit starken Emotionen gekoppelt sind. Wenn eine solche Geschichte negativ ist, liegt es auf der Hand, dass es einfacher ist, sich das Nicht trainieren schön zu reden, als den Willen für ein regelmässiges Training aufzubringen. Eine Ursache für kognitive Dissonanz: Das Missverhältnis zwischen Erwartung und Realität.Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Entwicklung zum Dienstleister Bewegungs- und Gesundheitsförderung Gründe für kognitive Dissonanz im Fitnesstraining Es gibt diverse Gründe für kognitive Dissonanz. Im Fitnesstraining treten die folgenden beiden Ursachen am häufigsten auf: 1. Vorstellung versus Realität Stellt sich heraus, dass die mit dem Erreichen des Ziels verbun denen Aufgaben schwerer sind als erwartet, kann es zu einem Konflikt kommen. In vielen Fällen ist es so, dass die Vorstellun gen von Trainingshäufigkeit und Trainingsintensität weit von der Realität entfernt sind. Im Coachingprozess ist es daher wichtig, neben dem mo tivierenden Hauptziel viele realistische Zwischenziele zu setzen, diese zu kontrollieren und auch mit dem Kunden oder der Kun din zu feiern! Das verlangt Vertrauen in den Trainingsprozess , auch dann, wenn in den ersten Wochen noch keine weltbewegen den Ergebnisse zu verzeichnen sind. 2. Enttäuschte Erwartungen Auch bei nicht erfüllten Erwartungen kommt es zu kognitiver Dissonanz, besonders dann, wenn Vorstellungen innerhalb des Möglichen angesiedelt sind, das Ziel aber dennoch nicht erreicht wird: Das Gewicht, das trotz Training nach 3 Monaten immer noch gleich ist, oder die Rückenschmerzen, die trotz regelmässi gen Krafttrainings immer noch da sind usw. Erfahrene Gesundheitsexperten rufen deshalb keine Stan dardprogramme ab, sondern analysieren das bisherige Training und bauen ein individuelles Coaching auf. Sie sorgen für Erfolgs erlebnisse! Wir sollten uns immer bewusst machen: Kunden und Kundinnen, die nach einigen Wochen nicht mehr im Training erscheinen und keinen wirklich triftigen Grund dafür haben, hatten bisher keinen Erfolg. Sie haben den positiven Nutzen des Trainings noch nicht erlebt! Und da- für tragen wir die Verantwortung! Umsetzung Erkennen Sie die Muster, die hinter den sogenannten Ausreden stehen? Mein Rat: Beschäftigen Sie sich mehrheitlich mit jenen Kundinnen und Kunden, die Unterstützung in ihrer angestrebten Verhaltensänderung brauchen und nicht ständig mit denen, die sowieso immer da sind! Das heisst nicht, dass Ihre Stamm kunden nicht auch Zuwendung brauchen, aber deren Trainings verhalten ist gefestigt. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kundschaft Trainingserfolge hat, indem Sie realistische Zwischenziele defi nieren, die zu einem positiven Erlebnis führen. Nur dann werden die Einstellungen zum Training und das tatsächliche Handeln dauerhaft im Einklang sein. Im Coaching entscheidend: Realistische, kleine Zwischenziele setzen, diese kontrollieren, bestätigen und positiv unterstützen 28Bewegungsmedizin – Nr. 12 / März 2022 Comic © Felmy, Kai 29Next >