< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Corona-Pandemie – wann ist es endlich vorbei? 50 SFGV – Aktuell Leider wird Corona – wenn Sie dieses Heft in der Hand halten – noch nicht vorbei sein. 10 Schutzkonzepte, 40 Newsletter, 10 Schreiben an den Bundesrat und unzählige Verhandlungen, das alles leistete der SFGV für seine Mitglieder. Bedauerlicherweise wurde unsere Stimme praktisch nicht erhört. Das gleiche Schicksale haben viele andere Branchen auch erlitten. Die Mitglieder des SFGV können im geschützten Mitgliederbereich alle Eingaben und Forderungen sowie Schutzkonzepte jederzeit einsehen und downloaden. Nach dem Winter 20 / 21 mit 4 bis 5 Monaten Zwangsschliessung kommt nun der Winter 21 / 22 mit Zertifi- katspflicht. Unsere Branche wird also 2 Jahre lang während der umsatzstärksten Zeit massiv behindert. Die Hinterlegung der Zertifikate liegt zwischen 35 % und 65 %, der Rückgang der Kundenzahl zwischen 80 % bis 30 %. Zudem wurden die Härte- fallgelder in vielen Kantonen nur mit 10 % anstatt 20 % vom Umsatz 18 / 19 entschädigt. Die aktuelle Situation zeigt sinkende Kunden frequenzen trotz Zertifikatspflicht, es kommen massiv weniger Neukunden. Wie überlebt das die Branche im Jahr 2022? Der SFGV hat am 3. 11. 2021 zusammen mit GastroSuisse in einer gemeinsamen Eingabe an das Parlament eine Neuauflage der Härtegeldzahlungen verlangt. Die Gründe dafür sind in oben auf- geführt. Der SFGV hofft nun auf eine Einsicht des Parlamentes und der Bundesbehörden. Bei Drucklegung dieser Magazinausgabe dauert die Krise mit den massiven Zwangsmassnahmen (Aufhebung Wirtschaftsfreiheit) nun bereits fast 2 Jahre! Der SFGV setzte sich in dieser Zeit stark für seine Mitglieder ein. Von Roland Steiner Der SFGV verlangt gemeinsam mit GastroSuisse eine Neuauflage der Härtegeldzahlungen.Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 51 Wer wird Fitness- und Gesundheitscenter des Jahres 2022? Nicht die Grösse eines Unternehmens ist entscheidend, sondern die Vision, die Strategie und ihre Umsetzung, der Pioniergeist, die Originalität und die Qualität der Dienstleistung. Leider mussten die Erhebung und die Verleihung des Awards 2021 aufgrund der Restriktionen und den verhängten Massnahmen, verursacht durch die Pandemie, komplett abgesagt werden. Umso mehr freuen wir uns, dass wir 2022 wieder lang- sam zur Normalität zurückkehren können. Die Ehrung des Siegers wird am Freitag, 20. Mai 2022, wie gewohnt am BranchenTag in Bern stattfinden. Ablauf der Wahl Fitness- und Gesundheitscenter können sich bis zum 22. Januar 2022 bewerben. Eine Jury, bestehend aus zwei Vorstandsmitglie- dern des SFGV, dem Herausgeber der FITNESS TRIBUNE sowie ei- nem externen Branchenkenner selektieren die eingegangen Be- werbungen. Sollten zu wenig oder unzureichende Bewerbungen eingegangen sein, kann die Jury auch selbst Center zur Nomina- tion vorschlagen. Mindestens fünf Fitness- und Gesundheitscenter werden von der Jury ausgewählt. Diese fünf Center werden in den beiden Ma- gazinen BEWEGUNGSMEDIZIN und FITNESS TRIBUNE vor ge stellt. Die Leser unserer beiden Magazine haben dann die Mög- lichkeit, online abzustimmen. Abstimmungsschluss ist der 30. April 2022. Dann wird das Siegercenter erkoren: Je 50 Pro- zent Stimmenanteil haben die Jury und die Leser, die an der Ab- stimmung teilgenommen haben. Reichen Sie Ihre Vorschläge zur Nominierung bis zum 22. Januar 2022 ein: info@fitnesstribune.com Mit dem Award des SVG und der FITNESS TRIBUNE werden Unternehmen ausgezeichnet, die sich in hervorragender Weise für die Fitness- und Gesund- heitsbranche und die dahinterstehende Philosophie einsetzen, den Markt nachhaltig verändert und der Branche wichtige Impulse gegeben haben. Von André Tummer Von oben nach unten: Der Award 2022, Sieger 2020: Bodyfit, Tagelswangen, Sieger 2019: Fitnesstreff Niklaus, Reinach Diese r A ward wird verliehen fü r hervorragende Leistungen in de r Fitness- und Gesundheitsbranche Fitness- und Gesundheitscente r des Jah r es 2022 Mai 2022 Präsident SFGV Claude Ammann Ehr enpräsident SFGV Roland Steiner FITNESS TRIBUNE Roger Gestach ? ? ?Buchtipp: Neuroathletiktraining Grundlagen und Praxis des neurozentrierten Trainings Fit-News Was im Leistungssport offensichtlich ist, sehen wir auch täglich im Fitnesscenter: Es gibt immer Personen, die sich sehr effizient bewegen und eine hohe Bewegungsqualität an den Tag legen, während andere für die gleichen Bewegungen enorm viel Energie brauchen und Bewegungen zum Teil auch gesundheitsschädlich ausführen. Ist diese Art von Bewegungs- qualität erlernbar oder einfach vorgegeben? Von André Tummer Bewegungsmedizin – Nr. 10 / September 2021 Ulla Schmid-Fetzer Mit Vorworten von Dr. Eric Cobb und Dr. Andreas Schlumberger 3. Auflage Neuroathletiktraining Grundlagen und Praxis des neurozentrierten Trainings Neuroathletiktraining Autorin: Ulla Schmid-Fetzer Verlag: Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG ISBN: 978-3-7905-1055-3 Preis: Fr. 52.90 52Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Unser Gehirn steuert jede Form der Bewegung, aber bisher wur- den Bewegungen stets nur von der biomechanischen Seite her analysiert. Die Hirnforschung liefert immer mehr Wissen und Ver- ständnis über die im Gehirn und im Nervensystem ablaufenden Prozesse. Dies beeinflusst unter anderen auch die Bewegungs- steuerung bei sportlichen Aktivitäten. Verletzungsprophylaxe, Re- habilitation, Bewegungs- und Leistungsoptimierungen werden durch dieses Wissen beeinflusst. Biomechanische Gesetzmässig- keiten werden durch diesen neurozentrierten Ansatz überholt. Das Buch legt seinen Fokus auf die neuronalen Prozesse, die im Hintergrund ablaufen, und das Endresultat der Bewegung bedingen. Die wichtigsten theoretischen Grundlagen und Kon- zepte einer neurozentrierten Herangehensweise an das Training Ulla Lienhard – manchen noch als Ulla Schmid-Fetzer bekannt – ist Autorin, Trai- nerin und ehemalige Leistungssportlerin im Tanzen. Sie absolvierte die Ausbildung zur Neuroathletiktrainerin durch das Z-Health- Curriculum in Rekordzeit und ist bis heute eine der wenigen vollumfassend zertifi- zierten TrainerInnen in ganz Europa. Als Tanzsporttrainerin betreut sie unterschied- lichste Athleten jeden Alters – vom Nach- wuchs talent bis zum Weltmeister. Neben ihrer Tätigkeit als Ausbilderin und Beraterin im Bereich Neuroathletik unterstützt sie Bundesligaprofis bei der Rehabilitation und widmet sich in jüngster Zeit der neurozent- rierten Gesundheitsoptimierung. werden anwendungsrelevant vorgestellt und dienen als Leitfa- den für den umfangreichen Praxisteil. Hier zeigt die Autorin, wie man die wichtigsten bewegungssteuernden Systeme im Sport gezielt trainiert. Auch wenn Neuroathletik bisher hauptsächlich dem Spit- zensport zugänglich war, so sind die Ansätze sehr wohl für jeden Bewegungsexperten sinnvoll. Die Sensomotorik, das Training auf instabilen Unterlagen, die Ausführung von komplexeren, nicht geführten Bewegungen mit Zusatzlasten sind heutzutage in je- dem Fitnesscenter Standard. Deshalb ist das Buch von Ulla Lien- hard zum tieferen Verständnis der neuronalen Prozesse und der praktischen Umsetzung im Training sehr lesenswert und von grossem Nutzen für die tägliche Arbeit mit unserer Kundschaft. 53Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Ganz persönlich Wo die einen in den Urlaub fliegen, trainieren die anderen ihre Fitness. Am Flughafen Zürich steht der Rollkoffer neben der Trainingstasche. Wie das funktioniert, zeigt das «Airport Fitness und Wellness». Inhaber Dominik Keller freut sich über die 5-Sterne-Zertifizierung, überreicht von Roland Steiner. «Wind Nord-Ost, Startbahn 03» ist für die meisten von uns ein gern gehörter Musik-Hit von Reinhard Mey. Für die Mitglieder und Gäste vom Airport Fitness und Wellness am Flughafen Zürich jedoch ist das bekannte Hin- tergrundgeräusch die Lautsprecher- durchsage auf dem Weg durch die Ab- flughallen zu ihrem Trainings- und Wellnessort. «Vor zwölf Jahren habe ich das ‹Airport Fitness und Well- ness› hier am Flughafen Zürich eröffnet», erinnert sich Inhaber Dominik Keller. «Viele Jahre lang war es mit seinen 2000 Quadrat- metern weltweit die grösste Fitness- und Wellness-Anlage an einem Flughafen», erzählt Keller stolz. Mit grossen Anlagen kennt er sich aus: Er leitet neben dem «Airport Fitness» auch das Ther- malbad in Zurzach, die grösste Therme der Schweiz. Unter den 5,40 m hohen Decken im Hauptbereich des Fit- nessraums könnte man sich verloren fühlen, aber überraschen- derweise ist das Gegenteil der Fall. Dominik Keller dazu: «Ich woll- te immer einen Trainingsort schaffen, an dem sich die Leute zu Hause fühlen. Wir haben zusammen mit Innendekorateuren an dem Licht- und Farbkonzept gearbeitet. Auch wenn in diesen Hallen an der körperlichen Fitness gearbeitet wird, sollen sich unsere Gäste wohl fühlen. Einen idealeren Ort als am grössten Flughafen der Schweiz konnte ich mir dafür nicht vorstellen.» Das ist Dominik Keller und seinem Team sichtlich gelungen: Die perfekt abgestimmten Farbnuancen an den Wänden und die gekonnt platzierten Leuchten an der Decke laden jeden Besucher für das Training in dieser Fitnessanlage ein. Den Trainierenden steht eine Vielzahl an modernen Kraft- und Ausdauergeräten zur Verfügung: Hammer-Strength- und LifeFitness-Geräte, Milon-Zirkel, Koordinations-Trainer Sensopro, TRX-Slingtrainer, Powerplate Vibrationsplatte – um nur einige davon zu nennen. Für das richtige Training sorgt ein gut ausgebil- detes Team. «Unsere Mitglieder wählen zwischen der digitalen Version einer App oder der klassischen Variante eines Trainings- plans auf Papier. Somit können wir alle Altersklassen bedienen und allen Vorlieben gerecht werden», meint Keller. Durch regel- mässige Fortbildungen, interne Schulungen und dem gemeinsa- Interview mit Dominik Keller vom «Airport Fitness und Wellness» in Kloten ZH Kilian Käppeli 54Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 men Austausch von Fachwissen halten sich die Trainerinnen und Trainer auf dem neusten Wissensstand. Aber auch der Nach- wuchs kommt hier nicht zu kurz: Alle zwei Jahre wird im «Airport Fitness und Wellness» ein/e Fachmann/-frau Bewegungs- und Gesundheitsförderung EFZ ausgebildet. Die Branche freuts. Jeder Groupfitness-Fan kommt auf seine Kosten: Täglich werden verschiedene Kurse von Bodypump und Indoor Cycling über Bootcamp und Grit Strength bis hin zu Yoga, Pilates und Rücken-/Faszientraining angeboten. «Ob Einsteiger oder Fortge- schrittener, ob Lust auf Entspannung oder Auspowern – für jeden und jede ist das Richtige dabei», meint Keller. Ein weiteres Highlight, das jedem Besucher sofort ins Auge springt, ist der Bug eines echten Flugzeugs Typ Airbus A320 inmitten der grossen Trainingshalle. Solche Flugzeuge fliegen normalerweise mit über 900 Stundenkilometern zu den schönsten Feriendestinationen der Welt. Dominik Keller, selbst ein bekennender Reisefan, liess den Airbus innen umbauen. Nun wird er als einer von mehreren Massageräumen genutzt. «Hier drin», sagt Keller, «bieten wir die Möglichkeit einer Partnermas- sage an. Es sind zwei Liegen aufgestellt, wo sich das Paar Seite an Seite gemeinsam einer entspannten Massage hingeben kann.» Diffuses und warmes Licht, wo normalerweise das Cock- pit der Piloten aufhellen würde, lädt nun zum Verweilen auf dem Massagebett ein. Der Wellness-Bereich ist ebenfalls eine Augenweide: Sau- nen, Kaltwasserdusche, Kneipp-Becken und wunderschön ge- staltete, grosszügige Liegeräume lassen den Alltagsstress fast gänzlich vergessen. Wem das noch nicht genügt, der kann in ei- nes der zwei Süsswasseraquarien eintauchen – zumindest mit dem Blick. «Unsere beheizten Liegebetten erfreuen sich gerade in der kalten Jahreszeit grosser Beliebtheit», erzählt Keller. «Hier kann es vorkommen, dass unsere Gäste einnicken und vom Well- ness-Personal geweckt werden müssen», meint er schmunzelnd. Das Airport Fitness und Wellness geniesst zu Recht die 5-Sterne Auszeichnung, verliehen durch den Fitness-Guide. Kilian Käppeli ist als Social Media Manager für den SFGV tätig. Instagram: @kilian_felix_ Höchste Qualitätsansprüche im Training, aber auch in der Geräteausstattung und im Design Airport Fitness und Wellness AG Hotelstrasse 8060 Zürich-Flughafen www.airport-fitness.ch Facebook und Insta: @airportfitnesszurich 55Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Herzlich willkommen als Mitglied im SFGV! Neue Mitglieder Ein kostenloses Beratungsgespräch können interessierte Unternehmungen anfordern unter info@sfgv.ch. Bitte geben Sie eine Telefonnummer an, unter der Sie tagsüber erreichbar sind. Wir freuen uns auf Sie! Neue Mitglieder Deutschschweiz Gisler’s Fitnesscenter, Schattdorf saphiraz gmbh, Feldmeilen Vitalfit, Allschwil EveryBody’s Fitness Studio, Bottmingen JAM 29 Aerobic Factory jaol-fit, Montlingen Wettstein’s ti54, Mellingen Vitaltraining Citycenter, Dübendorf saluto, Küssnacht am Rigi Neue Mitglieder Westschweiz Oasis Spa, Chavornay Urbanride, Genève 13 Étoiles Fitness, Uvrier Neue Mitglieder Tessin Primadonna Fitness, Viganello Equilibrium fisioterapia, Contone Palestra Campus Est, Lugano Wir freuen uns sehr, weitere Center als neue Mitglieder im SFGV begrüssen zu dürfen. Von Roland Steiner, Leiter der Geschäftsstelle 56Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Dienstleistungen • Branchenreport • Coop-Superpunkte Gutscheine für Fitness-Abo • Fitworx das grösste Netzwerk der Schweiz für gesundheitsorientiertes Training • Fitness-Guide Positionierungshilfe und Information für die Kunden / Qualitätslabel (Beiträge von Krankenkassen an Fitness-Abos) • Fitness – Bewegung als Medizin Medikamentenschachtel für die Abgabe an Interessenten und Kunden – Mitglieder werben Mitglieder • Herzgruppe • «Kräftig altern» Merkblatt und PowerPoint-Vortrag • Physiotherapiepraxis Wegleitung für die Realisation • Suisa-Abgaben Merkblatt über die verschiedenen Gebühren • Präventionsbroschüre 500 Broschüren «Gesundheitsförderbeiträge der Krankenversicherungen» • Muskelaktivierung 10 Taschenbücher, 3 Fachbücher, PowerPoint-Vortrag • Berufsbildung CHF 200.– Rückvergütung an Prüfungsgebühr für Fachausweis «Spezialist / Spezialistin Bewegungs- und Gesundheitsförderung» Vorlagen / Muster / Rechtsunterstützung • Arbeitsverträge (Muster) • Lohnempfehlung • Kundenverträge (Muster) • Mietverträge (Muster) • Rechtsgebiet • Kredit / Finanzhilfen Kostenfreie Jobplattform Mitgliederbeiträge Kleinere Center (bis 30 Geräte) CHF 650.– Mittlere Center (31 bis 105 Geräte) CHF 1100.– Grosse Center (ab 106 Geräten) CHF 1500.– Die umfassenden Dienstleistungen des Branchenver- bandes der Fitness- und Gesundheitsunterneh mungen finden Sie unter: www.sfgv.ch/home.html Jetzt online für eine Mitgliedschaft anmelden: www.sfgv.ch/home/formulare Nähere Auskünfte: 043 388 41 44 (Roland Steiner, Leiter Geschäftsstelle) 57 Als SFGV-Mitglied profitieren Sie mehrfach:Bewegungsmedizin – Nr. 11 / Dezember 2021 Zu gu ter Letzt Nach der Pandemie ist vor der Endemie Dass SARS-CoV-2 heimisch, also endemisch wird, darüber ist sich die Wissenschaft wohl einig. Darauf zu hoffen, dass das Virus irgendwann «von selbst verschwindet», ist utopisch, denn die globale Verbreitung und auch die Tatsache von Re-Infizierungen werden es kaum möglich machen, diesen Krankheitserreger aus- zurotten. Im Klartext: Jeder wird früher oder später mit dem Virus in Kontakt kommen. Das Ziel kann deshalb nur sein, das Virus zu «kontrollieren» und dies geht nur über eine ausreichend hohe Im- munität in der Bevölkerung. Bei Redaktionsschluss hat Österreich gerade auf 2G um- gestellt und kurz darauf einen weiteren Lockdown verhängt. Deutschland steht auch nicht besser da. Was wird bei uns passie- ren? Mit einer Impfquote von ca. 65 % sind wir auf einem ähnli- chen Niveau wie unsere Nachbarländer. Vielleicht sind heute, wenn Sie diese Zeilen lesen, schon wieder weitere Massnahmen beschlossen worden. Wie kommt der Bundesrat bzw. seine Task Force eigentlich auf die angestrebten 80-%-(+)-Immunität, um Massnahmen lockern zu können? Es handelt sich hierbei um eine vereinfachte Überle- gung, die mit dem R-Wert zu tun hat. R0 ist die sog. Basisreproduk- tionszahl. Diese gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person ansteckt, wenn niemand immun ist und wenn keine Schutzmass- nahmen getroffen werden. Bei der Basisvariante von SARS-CoV-2 wurde R0 mit 3,3–3,8 angegeben. Die Immunitätsformel dazu lau- tet: 1 - (1:R0). Gibt man für R0 nun den Wert 3,3 ein, so kommt man auf eine Immunität von 70 %, das heisst, obwohl R0 = 3,3 ist, wird aufgrund der Immunität nur noch eine Person angesteckt. Bei der nun vorherrschenden ansteckenderen Delta-Mutation liegt R0 al- lerdings bei 5–6. Bei R0 = 5 ergeben sich die 80 %. Je höher also R0, desto grösser der Anteil der Bevölkerung, der immun sein muss. Allerdings gilt diese Formel nur, wenn eine sterilisierende Im- munität erreicht wird. Das bedeutet, eine geimpfte bzw. genesene Person ist nicht nur selbst vor einem schweren Verlauf geschützt, sondern sie kann auch andere nicht mehr anstecken. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das Ansteckungsrisiko durch eine be- reits immune Person zwar reduziert, aber trotzdem noch möglich ist. Der Selbstschutz ist also umso wichtiger und deshalb setzt die Wissenschaft die Impfzielquote auf über 80 %. Die Zahl der Genesenen wird wahrscheinlich auch eine Rol- le spielen, allerdings ist ungewiss, wie hoch der Schutz jedes ein- zelnen Genesenen tatsächlich ist, da davon auszugehen ist, dass bei einem milden Verlauf weniger Antikörper gebildet werden als bei einem schweren Verlauf. Auch hier gibt es also eine «Black box», genauso wie bei der Dunkelziffer ungemeldeter Fälle, das heisst Personen, die infiziert waren, dies aber, aufgrund von kei- nen oder nur geringen Symptomen, nicht gemeldet haben. Die neusten Erkenntnisse über die Dauer des Impfschut- zes haben gezeigt, dass sich die Wirksamkeit der Impfung nach etwa 6 Monaten von 95 % auf ca. 50 % reduziert. Deshalb wur- de nun die Boosterimpfung freigegeben. Die 50 % sind jedoch nur ein Durchschnittswert, da die Reduktion der Wirkung kaum bei jedem Menschen gleich sein kann. Was ist z. B. mit geimpf- ten Personen, die sich nochmals angesteckt haben, aber nur einen milden Verlauf hatten. Diese haben doch einen «natürli- chen Booster» durchlaufen! Sinnvoller wäre, zunächst einen Antikörperstatus festzustellen. Das ist aber kostenintensiv und dauert zu lange, wenn es auf die Gesamtbevölkerung angewen- det werden soll. Aus den aufgeführten Beispielen wird ersichtlich, dass die Individualität in der Pandemie in den Hintergrund rückt. Es kann nicht der einzelne Mensch angeschaut werden, sondern man ver- sucht Kennzahlen, Quoten und Durchschnittswerte zu beeinflus- sen, weil eben die ganze Bevölkerung betroffen ist – und das alles unter hohem Zeitdruck. Wir stehen also im bevorstehenden Winter auf dem Prüf- stand. Wenn die logischerweise wieder ansteigenden positiven Fälle NICHT dazu führen, dass gleichzeitig auch die Hospitalein- weisungen übermässig zunehmen, sind wir der Kontrolle über das Virus ein Stück nähergekommen. Und es sind eben wir alle, die gesamte Bevölkerung, die dies erreichen kann, nicht «die da in Bern», oder sonst irgendjemand, an den man die Verantwor- tung abgeben könnte. Es betrifft uns alle, in jeder Lebenssitua- tion. Lassen Sie uns deshalb nicht weiter von «Spaltung» spre- chen, denn auch die machen wir selber, indem wir auf «die anderen» schimpfen, anstatt gemeinsam konstruktive Lösungen zu suchen. Lange Zeit habe ich mich gesträubt, zum Thema Corona etwas schreiben. Die hohe Emotionalität, die verhärteten Fronten zwischen Impfbefürwortern und -gegnern und die eigene berufliche Befangenheit haben mich bisher davon abgehalten. Trotzdem möchte ich in aller Sachlichkeit die folgenden Gedanken mit Ihnen teilen. Von André Tummer 58Award 2021 ANZEIGENext >