< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Präsenzunterricht oder Distance-Learning? Aus Sicht des Lernenden scheint die Rechnung aufzugehen: Ler- nen, wann man will und wo man will. Man trifft sich im virtuellen Klassenzimmer, nimmt hie und da an Webinaren oder Video- schaltungen von zu Hause aus teil. Keiner ist da, der einem über die Schulter schaut, und der sonst so lästige Druck, der durch unbequeme Fragen des Dozenten im Präsenzunterricht aufge- baut wird, hat sich in Luft aufgelöst. Da nur sehr wenige Präsenz- tage nötig sind, müssen auch nicht viele Arbeits- oder Ferientage geopfert werden, um die Schule zu besuchen. Und obendrein hat man das Geld für die An- und Abreise gespart. Doch aufgepasst! Wer so lernen will, braucht eine ge- hörige Portion Selbstdisziplin und muss sich sehr gut selbst organisieren können. So gut die multimedialen Medien den Lernstoff auch präsentieren können, die Gefahr zum Lernminima- Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung listen zu werden, ist auf jeden Fall gross. Wer hauptsächlich online lernt, ist gleichzeitig auch den grössten Ablenkungsquellen aus- gesetzt, denn Facebook and friends sind nur einen Klick entfernt. Dass alle Schulen und Universitäten mittlerweile das «blended learning», also die Mischung aus Präsenz- und Fernlehre anbieten, ist aufgrund der grösseren Palette an didaktischen Möglichkeiten sinnvoll, doch auch wirtschaftliche Überlegungen spielen eine grosse Rolle. Die Zielgruppe der Studierenden wird grösser, weil nun auch diejenigen, die den Präsenzunterricht aus zeitlichen Gründen nicht absolvieren können, hinzukommen. Gleichzeitig werden weniger Räume benötigt, deren Miete sicher ein grosser Kostenblock ist für die Ausbildungsinstitute. Für mich stellt sich nicht die Frage von «entweder / oder» bzw. «besser oder schlechter», sondern in welchem Verhältnis zu- einander diese Lernformen stehen. Unsere deutschen Nachbarn gehen da aus meiner Sicht mit keinem guten Beispiel voran. So ist es tatsächlich bereits möglich, eine «Online Trainer Lizenz» zu er- werben, die bis zur Fitnesstrainer A-Lizenz führt. Die IUBH bietet Studiengänge im Gesundheitsbereich ohne jegliche Präsenz- phasen an. Sogar die Klausuren werden kameraüberwacht online geschrieben. Gerade in unserem Beruf, der so praxisorientiert ist, und in dem der Umgang mit einer heterogenen Kundschaft an der Tagesordnung ist, sollte ein grösserer Teil an Präsenzunter- richt stattfinden, denn diese Fähigkeiten müssen in der direkten Kommunikation wieder und wieder geübt werden. Spätestens dann, wenn den Lernenden klar wird, dass die Lernarbeit erst nach dem Verstehen des Lernstoffs beginnt und letztlich das Beherrschen und Anwenden des Gelernten das Ziel ist, wird der entscheidende Unterschied der beiden Unterrichts- arten deutlich. Ein grosser Teil des Lernens geschieht im sozialen Umfeld, im Austausch mit Dozentinnen und Mitstudenten. Wir brauchen keine Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen, sondern Menschen, die voneinander und miteinander lernen. Warum wohl gibt es immer noch sehr renommierte und hoch angesehene Lehrinstitute und Universitäten? Sicher nicht, weil sie die besten Online-Plattformen bieten, sondern weil sich dort die Elite ver- schiedener Wissensgebiete zusammenfindet, die sich täglich mit Forschung und Lehre in ihrem Fachbereich auseinandersetzt. Ich bin deshalb klar für mehr Präsenzunterricht. Vielleicht ist dieser Weg der mühsamere, aber aus meiner Erfahrung lang- fristig ganz bestimmt der fruchtbarere. Dein Weg zum Traumberuf! Dein kompetenter Partner für Gesundheitsberufe im Bereich Fitness, Ernährungsberatung, Medizinische Massage, Psychosoziales und Naturheilkunde. «Dort wo Gesundheit Schule macht!» Deine berufliche Zukunft als: • • • dipl. Fitnessinstruktor/in • dipl. Fitnesstrainer/in mit SVBO-Branchenzertifikat • dipl. medizinische/r Fitnessinstruktor/in • dipl. Personaltrainer/in • Spezialist/in für Bewegung- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Fachausweis • dipl. Ernährungsberater/in dipl. Ernährungstherapeut/in • dipl. Gesundheitsmasseur/in • dipl. Berufsmasseur/in • dipl. medizinische/r Masseur/in mit eidgenössischem Fachausweis • dipl. Mentaltrainer/in • dipl. psychosoziale/r Berater/in mit eidgenössischem Diplom • dipl. Naturheilpraktiker/in mit eidgenössischem Diplom Hauptsitz Rapperswil SG Untere Bahnhofstrasse 19 8640 Rapperswil 055 211 85 85 Standort Chur Gürtelstrasse 20 7000 Chur 081 630 85 85 Standort Zürich Vulkanstrasse 120 8048 Zürich 044 211 65 65 Standort Bern Laupenstrasse 35 3008 Bern 031 332 75 75 Viele Berufe mit Krankenkassenanerkennung! Inserat.indd 110.01.2020 17:45:58 Die Digitalisierung hat auch die Form des Lernens grundlegend verändert. Immer mehr Lerninhalte werden durch E-Learning-Plattformen vermittelt. Die heutigen technischen Möglichkei- ten lassen dies sicher zu – doch ist diese Entwicklung wirklich die richtige? Von André Tummer Direkter Präsenzunterricht oder digitale Unterrichtsformen. Beide haben Vor- und Nachteile. 20Dein Weg zum Traumberuf! Dein kompetenter Partner für Gesundheitsberufe im Bereich Fitness, Ernährungsberatung, Medizinische Massage, Psychosoziales und Naturheilkunde. «Dort wo Gesundheit Schule macht!» Deine berufliche Zukunft als: • • • dipl. Fitnessinstruktor/in • dipl. Fitnesstrainer/in mit SVBO-Branchenzertifikat • dipl. medizinische/r Fitnessinstruktor/in • dipl. Personaltrainer/in • Spezialist/in für Bewegung- und Gesundheitsförderung mit eidgenössischem Fachausweis • dipl. Ernährungsberater/in dipl. Ernährungstherapeut/in • dipl. Gesundheitsmasseur/in • dipl. Berufsmasseur/in • dipl. medizinische/r Masseur/in mit eidgenössischem Fachausweis • dipl. Mentaltrainer/in • dipl. psychosoziale/r Berater/in mit eidgenössischem Diplom • dipl. Naturheilpraktiker/in mit eidgenössischem Diplom Hauptsitz Rapperswil SG Untere Bahnhofstrasse 19 8640 Rapperswil 055 211 85 85 Standort Chur Gürtelstrasse 20 7000 Chur 081 630 85 85 Standort Zürich Vulkanstrasse 120 8048 Zürich 044 211 65 65 Standort Bern Laupenstrasse 35 3008 Bern 031 332 75 75 Viele Berufe mit Krankenkassenanerkennung! ANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Analytische Auseinandersetzung mit dem Begriff «Funktionalität von Trainingsübungen» Skelettmuskeln haben vor allem eine wichtige Funktion, nämlich durch Kontraktion ihrer Sarkomere Zugkraft zu generieren und diese auf ihre Sehnen bzw. Aponeurosen zu über- tragen. Diese Funktion kann bekanntlich in isotonisch konzentrischer bzw. exzentrischer Bewegung oder in isometrischer Form als Haltearbeit wirksam werden. Dabei ist nicht entscheidend, ob von den genannten Kontraktionsformen eines oder mehrere Gelenke direkt betroffen sind. Jede Art von neuromuskulärer Aktivierung zur Erzeugung eben die- ser Muskelspannungen ist folglich funktionell, das heisst, dass alle aktiven Bewegungen oder Haltearbeiten eine oder mehrere Funktionen der involvierten Muskeln darstellen. Oft gehen Begriffe in die Alltagssprache über, ohne dass auf die genaue Definition geachtet wird. Das gilt auch für den Ausdruck «Functional Training», was immer wieder zu Verwirrung führt. 22Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Urs Geiger, PTScFH, CAS CADM, CAS Sportphysio therapie, Berufsschullehrer HWS Huber Widemann Schule, Basel, langjäh- riger Berufsbildner, Praktikumslehrperson DZ, ETH Zürich, Buchautor Begrifflichkeiten Der Begriff funktionell hat den Wort- stamm Funktion. Das Adjektiv be- schreibt demnach Dinge im Zusam- menhang mit einer Funktion. Es geht, wie im Titel beschrie- ben, um eine kritische Auseinanderset- zung mit dem Begriff Funktionalität und damit um die entscheidende Fra- ge, ob eine beliebige Übung per defini- tionem «der Funktion entsprechend» konzipiert ist oder nicht. Es ist deshalb nicht von Bedeutung, ob die Gesamt- bewegung mehrgelenkig ist und damit mehrere Muskeln koordiniert zusam- menarbeiten. Jede Teilbewegung und somit auch die verrichtete Arbeit der Einzelmuskeln ist funktionell, weil sie als einzelne Funktion unver- zichtbarer Teil der komplexen Gesamtbewegung ist. Die nachfolgenden Auszüge aus Wikipedia sind charakte- ristisch für die heutigen, oft unreflektierte Aussagen zu «neuen» und «besseren» Trainingsmethoden: «Bewegungen, die nur einen einzigen Muskel isoliert bean- spruchen, sind als unfunktionell zu bezeichnen. Funktionelle Be- wegungsformen integrieren immer mehrere Muskeln und Muskel- gruppen gleichzeitig.» «Betrachtet man die Bewegungen des Menschen im (Sport-) Alltag, so fällt auf, dass so gut wie keine Bewegung auf nur ein Gelenk beschränkt ist. Somit wäre es vor dem Hintergrund des funktionellen Trainings unzweckmäßig, nur eine bestimmte Mus- kelgruppe gezielt anzusprechen, wenn doch eine ganze Muskel- kette aus einer Vielzahl von Muskeln involviert ist.» Beurteilung / Interpretation Der Vergleich von funktionell und unfunktionell, basierend auf der Reduktion auf das Unterscheidungsmerkmal «Einzelmuskel (eingelenkig, isoliert) vs. mehrere Muskeln bzw. Muskelgruppen (mehrgelenkig, Muskelgruppen, -ketten)» ist unvollständig und daher nicht zielführend. Die Schlussfolgerung, dass eingelenkige Übungen nicht funktionell sind, ist aufgrund der einseitigen Ca- ve-Betrachtung nicht zulässig und auch nicht hilfreich, weil unter dieser engen Betrachtungsweise viele wichtige Kriterien prob- lemorientierter Trainingsmassnahmen ausgeklammert werden. Eine kritische Bewegungsanalyse Wie der Name schon sagt, reklamiert der Name Functional Trai- ning für sich, als die Methode den Ansprüchen eines funktionel- len Trainings gerecht zu werden. Begründet wird diese Aussage damit, dass gleichzeitig mehrere Muskeln oder Muskelgruppen aktiv sind, die intermuskuläre Koordination trainiert wird und da- mit der alltägliche Nutzen grösser ist. Cave 1 : Eine Krafttrainingsübung im Sinne des Functional Training kann nur solange ausgeführt werden, bis der schwächste bei dieser Übung involvierte Muskel erschöpft ist, und die Übung deshalb nicht mehr «korrekt» fortgesetzt werden kann. Um wel- chen Muskel es sich innerhalb der arthrokinematischen Kette handelt, kann nur durch genaue Beobachtung und qualifiziertes Bewegungsverständnis erahnt werden. Bei den anderen Muskeln muss infolge noch nicht genügender Auslastung davon ausge- gangen werden, dass kein spezifischer überschwelliger Trainings- reiz gesetzt worden ist. Im Falle einer ermittelten lokalen Muskelschwäche ist zu Beginn ein isoliertes Training der insuffizienten (Muskel-)Funkti- on am effektivsten, weil die erforderliche Trainingsintensität (u. a. spezifisch, überschwellig) genau auf diesen Muskel oder diese Muskelgruppe abgestimmt werden kann. Functional Training kann dann die Methode der Wahl sein, wenn die intermuskuläre Koordination im Rahmen einer definier- ten und mehr oder weniger komplexen Bewegungsaufgabe opti- miert werden soll. Die damit einhergehenden neuronalen Anpas- sungen sind dabei grundsätzlich bewegungsspezifisch, das heisst, dass genau dieser Bewegungsablauf immer besser und daher ökonomischer ausgeführt werden kann. Weil das zentrale Nervensystem keine einzelnen Muskeln «kennt», sondern für ge- wohnte oder antrainierte Bewegungsabläufe gespeicherte Bewe- gungsprogramme zur Verfügung stellt, sind auch noch so «funk- tionelle» Übungen nicht direkt auf andere Bewegungssituationen übertragbar. Aus neurophysiologischer Sicht erfordert jeder 1 wird im medizinischen Sprachgebrauch verwendet, um warnend auf einen bestimmten Sachverhalt, z. B. auf Wechselwirkungen oder Komplikationen, aufmerksam zu machen. 23Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Bewegungsablauf seine spezifische Rekrutierung in allen neuro- nalen Netzwerken innerhalb des Tractus corticospinalis (Pyrami- denbahn) inkl. der selektiven Rekrutierung motorischer Einheiten über kleine und / oder grosse Alpha-Motoneurone in den entspre- chenden Rückenmarksegmenten. Die ICF – Konzept der funktionalen Gesundheit (Funktionsfähigkeit) Um sich bezüglich einer Funktion auf eine internationale Verein- barung abzustützen, soll hier die ICF (international classification of function) erwähnt werden. Unter «Komponenten» werden Kör- perfunktionen und -strukturen aufgeführt und in der darunter liegenden Ebene über Änderung der Funktion und Änderung der Struktur weiter differenziert. Exemplarische Anwendung der ICF Wenn beispielsweise nach einem Unfall oder orthopädischen Eingriff die Kniefunktion (vgl. Abb.1, Teil 1: Funktionsfähigkeit Änderung der Funktion)infolge Einschränkung der Beweglichkeit in Flexion (Annahme: Beweglichkeit nach der 0-Durchgangsme- thode = Extension/Flexion: 0-0-80) beeinträchtigt ist, dann steht die strukturspezifische Behandlung und/oder das Training dieser Abb.1: ICF: internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (B. Salzmann, 2015). Im Teil 1 wird die Funktionsfähigkeit einerseits und die daraus resultierende Behinderung andererseits formuliert; unter Komponenten wird die beeinträchtigte Körperfunktion (z. B. neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen) sowie die betroffene Körperstruktur beschrieben; unter Domänen und Kategorien werden z. B. die Funktion der Gelenkbeweglichkeit (b710) und die Funktion der Muskelkraft (b730) aufgeführt. Unter Berücksichtigung der um- welt- (e) und personenbezogenen Faktoren kann jetzt eine passende Therapie oder ein passendes Training bestimmt werden. Struktur der ICF Klassifikation Teile Komponenten Domänen und Kategorien auf unterschiedlichen Ebenen Teil 1: Funktionsfähigkeit und Behinderung Teil 2: Kontextfaktoren Körperfunktionen und -strukturenAktivitäten und Partizipation ICF bsdde Kategorien Ebenen 1 2 3 4 Kategorien Ebenen 1 2 3 4 Kategorien Ebenen 1 2 3 4 Kategorien Ebenen 1 2 3 4 Kategorien Ebenen 1 2 3 4 Umweltfaktoren Personenbezogene FaktorenFunktionsstörung (hier Bewegungseinschränkung in Flexion) im Vordergrund. Dabei ist nicht explizit zwischen funktionell und nicht funktionell zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist anfäng- lich ein der Belastbarkeit angepasstes Training, z. B. auf der Kraft- maschine «seated leg curl» indiziert und der funktionellen Übung «Kniebeuge» vorzuziehen. Abb.2: Seated Leg Curl. Die Trainingsübung sollte zwecks Seitenvergleich und objektiver Belastungsverträglichkeit jeweils auch einbeinig ausgeführt werden. Optional kann eine Differenzierung der aktiven Rotationskontrolle in IR (M. semitendinosus, M. semimembranosus, M. popliteus) oder AR (M. biceps femoris) erfolgen. Der funktionelle Nutzen liegt u. a. darin, dass die Flexion normalerweise bis an die anatomische Endstellung aktiv ausgeführt werden kann und wenn immer möglich auch genutzt werden soll. Fit für mehr SAFS ist das führende Bildungs- unternehmen für Bewegungs- und Gesundheitsförderung. Über den neben- oder haupt- beruflichen Einstieg machen wir die Absolventen fit für ein kompetentes Auftreten in der Fitness Branche. GESAMTAUSBILDUNGEN: • Fitness Trainer mit SAFS Fachausweis • SPEZIALIST Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. Fachausweis • NEU:EXPERTE Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. Diplom persönliche Beratung unter 0444045070 SAFS AG SWISS ACADEMY OF FITNESS & SPORTS ALBISRIEDERSTRASSE 226 8047 ZÜRICH WWW.SAFS.COM ANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 In der Tabelle 1 sind vergleichend die für die beiden Übun- gen typischen Merkmale in Bezug auf die eingeschränkte Bewe- gungsfunktion «Knieflexion» (vgl. Abb. 1, Legende: b710 Funktion der Gelenkbeweglichkeit) aufgeführt. Anmerkung: Diese Gegenüberstellung einer ein- und mehr- gelenkigen Trainingsübung ist auf andere Funktionseinschrän- kungen nur bedingt übertragbar. Schlussfolgerung • Die Verwendung der Begriffe funktionell und nicht funk- tionell sollte im Kontext der diskriminierenden 2 Definition betreffend Vorteile und Nachteile auf ihre Sinnhaftigkeit hin hinterfragt werden. • Zu beantworten ist die relevante Frage, mit welcher Übungsanordnung das sensomotorische System das Trai- ningsziel bei gegebener Belastbarkeit über die biomecha- nischen Anforderungen am besten erreichen kann; dabei kann die Ein- oder Mehrgelenkigkeit nicht die entschei- dende Rolle spielen. • Die betroffenen Körperstrukturen erfordern anfänglich eine lokale und spezifische Behandlung bzw. Bewegungskonzep- tion, welche die aktuelle Belastbarkeit berücksichtigt. • Behandlung oder Training zielen auf die Wiederherstellung der Körperfunktion und die damit verbundene Berücksich- Tab.1: Physiologische und pathomechanische (Belastungs-)Parameter der mehrgelenkigen Übung Kniebeuge und der eingelenkigen Übung seated leg curl im Vergleich. Der trainingswirksame Effekt der eingelenkigen Übung am Trainingsgerät «leg curl» ist offensichtlich um ein Mehrfaches grösser als die mehr- gelenkige Trainingsübung Squats. TrainingsübungTiefe Kniebeuge seated leg curl Belastungskurve in Bezug auf endgradige Knieflexion aus der Ausgangsstellung (aufrechter Stand) exponentiell mit Beugung ansteigend mit Exzenter (Cam-Mechanik) sinusförmig verlaufend; der Widerstand nimmt gegen Ende der Flexion ab Gelenkbeteiligung mehrgelenkig eingelenkig Kraftkurve der Muskulatur nicht deckungsgleich mit der Belastungskurve über Hüft-, Knie- und oberes Sprunggelenk mit der Belastungskurve weitgehend deckungsgleich Belastungsintensität durch äusseres Drehmoment durch Körpergewicht (evtl. mit Zusatzlast) vorgegeben; nicht adaptiv der muskellängenabhängigen Kraft der Agonisten angepasst; gute Dosierbarkeit Bewegungsumfang (ROM) maximale Flexion aktiv nicht möglichmaximale Flexion aktiv möglich GelenkmechanikGelenkpartner (Femur) bewegt gemäss Konvexregel; keine Scherbelastung nach ventral Gelenkpartner (Tibia) bewegt gemäss Konkavregel; Scherbelastung nach ventral ab 50°, bei intaktem Bandapparat gelenkmechanisch nicht relevant Intraartikuläre Kräftegrosse retropatelläre Druckbelastung; keine Entlastung des vorderen Kreuzbandes geringe (unbedeutende) retropatelläre Kräfte; Entlastung des vorderen Kreuzbandes Knorpelversorgung über diffu sionsunterstützende Mechanismen keine effektive Versorgung der Knorpelflächen im dorsalen Bereich durch zusätzliche Diffusion Auspressen der hinteren kapsulären Synovialfalten (Recessus articularis) Versorgung der dorsalen Glenkflächen über Diffusion Muskeln mit gelenkstabilisie- render Wirkung und aktiver Beeinflussung der eingeschränk- ten Beugefunktion kein nennenswerter aktiver Gelenkschutz mit Ausnahme des M. quadriceps (exzen trische Bewegungskontrolle); keine aktive Beteiligung an der Flexionsbewegung M. popliteus unterstützt die Beugung und kontrolliert die AR im Kniegelenk, von seiner Sehne ziehen Fasern an die dorsale Kante des lateralen Meniskus und helfen bei Aktivität, diesen zu fixieren ( verhindert Impingement) M. semimembranosus zieht über Faserabspaltung zur Hinterkante des medialen Me- niskus, unterstützt dessen Dorsaldrehung bei Flexion und verhindert ein Einklemmen im Hinterhornbereich; gleichzeitig Spanner des medio-dorsalen Kapselecks; vermit- telt laterale Gelenkstabilität über eine Verbindung mit dem medialem Kollateralband M. gastrocnemius unterstützt als 2-gelenkiger Muskel die Knieflexion (speziell unter gleichzeitiger Dorsal-EXT des Fusses) und hilft die Knierotationen zu kontrollieren ( grösste Wirkung bei gestrecktem Kniegelenk) Muskuläre BalanceDie Kraft der ichiocruralen Muskulatur kann nicht ausreichend trainiert werden, weil bei der Kniebeuge primär der proximale Anteil über die Hüftfunktion beansprucht wird, nicht aber die eigentliche Funktion als Knieflexoren Verkürzungen durch Triggerpunkte überlasten tendenziell die Quadricepsmuskulatur mit möglichen Fehlbelastungsfolgen Mm. Ischiocrurales werden direkt in ihrer gewünschten Funktion als Knieflexoren trainiert, dies sowohl im konzentrischen als auch im exzentrischen Kontraktionsmodus. Die Neigung der ischiocruralen Muskulatur sich zu verkürzen und hyperaktiv zu wer- den, korrespondiert mit der Tendenz des M. glutaeus maximus abzuschwächenANZEIGE Jetzt in Basel und Zürich! Mehr Infos auf hws.ch Qualifizieren Sie sich in Ihrem Berufsfeld! › Experte/Expertin Bewe- gungs-und Gesundheits- förderung mit eidg. Diplom › Spezialist/-in Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. FA › Trainer/-in Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit Branchenzertifikat › Fitness- und Bewegungs- trainer /-in 1 Oesch, P., Hilfiger R.: Assessments in der muskuloskelettalen Rehabilitation, Verlag Hans Huber, Bern, 2007 2 Tschopp M.: «Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie» 49 (2), 67-72, 2001, Sportwissenschaftliches Institut, Bundesamt für Sport, Magglingen 3 Wiemann, K., Jöllenbeck, T.: Arbeitsmaterial zur Vorlesung «Grundlagen der Bewegungslehre und Biomechanik», Wuppertal, 6. 1999 4 Geiger, U.: Therapie funktioneller Dysbalancen mit Kleingeräten, Elsevier, München, 2016 5 Wirz, M., Köhler, B.: Lehrbuch Assessments in der Rehabilitation, Verlag Hans Huber, Bern, 2014 6 Travell, J.: Handbuch der Muskel-Triggerpunkte, Gustav Fischer, Stuttgart, 1998 7 Klein-Vogelbach, S.: Functional Kinetics, Springer Verlag, Berlin, 2007 2 hier im Sinne absoluter Unterscheidung 3 Evidence Based Practice tigung der betroffenen Körperstruktur hin, dazu ist nicht explizit ein funktionelles Training gefordert. • Mit dem Einsatz von mehrgelenkigen Übungen ist nicht garantiert, dass eine funktionelle Einschränkung automa- tisch optimal beübt werden kann. • T ransferübungen sind im Allgemeinen komplexe, mehr- gelenkige Bewegungsabläufe, welche der gewünschten Bewegungsfunktion möglichst nahekommen. • Selbstverständlich kann und soll nach Wiederherstellung der Funktion ein mehrgelenkiges Training in geschlossener Kette durchgeführt werden. • Die ICF kann eine validierte Hilfestellung sein, um die Funktionseinschränkung systematisch zu erfassen und zu definieren; die nachfolgende medizinische Trainingsthera- pie ist auf das funktionelle Defizit ausgerichtet und nicht von einer vorbestimmten Trainingsmethode abhängig. • Gemäss der Klassifikation körperlichen Einschränkungen mittels ICF werden die Körperfunktion und die Körper- struktur definiert. Therapie und Training erfolgen dann nach den Kriterien der EBP 3 und nicht nach einem be- stimmten Bewegungstypus.Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Coronavirus - so schützen wir uns. IMMUNSYSTEM STÄRKEN! Abstand halten genügend Schlafreduziere Stress pflege soziale Kontakte iss tä gl ich Obst und Gemüse trink tä gich genügend Wasser 2 x pro Woche Kraft- und Ausdauertraining In der letzten Ausgabe habe ich die Funktion des Immunsystems differenziert erläutert, damit die Mitarbeitenden in einem Ge- sundheitscenter ihrer Kundschaft mehr Informationen zu diesem brisanten Thema vermitteln können als nur einen plakativen Wer- bespruch wie «Muskeln stärken Ihr Immunsystem». Trotzdem ist es nicht so einfach, mithilfe dieses Themas Kunden zu gewinnen. Warum? Weil man das Immunsystem we- der sieht noch spürt! Die Kilos auf der Waage, die Figur im Spie- gel und auch die Schmerzen im Rücken drücken da schon eher auf’s Gemüt. Kampagne «Immunsystem stärken» Entwicklung zum DienstleisterEntwicklung zum Dienstleister Bewegungs- und Gesundheitsförderung Am BranchenTag im August haben wir Ihnen den Flyer «Immunsystem stärken» kurz vorgestellt und anschliessend noch per Newsletter verschickt. Das Thema Immun- system ist durch SARS-Cov2, dem Corona-Virus, hochaktuell. Doch haben Sie deshalb bereits einen Zulauf an neuen Kunden? Oder haben ehemalige Kunden aufgrund dieser Tatsache den Weg wieder zu Ihnen gefunden? Von André TummerANZEIGE * Ausgelöste Pouletschenkel ohne Haut mit Süsskartoffeln, Linsen-Dal und Grillgemüse Skinless chicken leg with sweet potatoes, lentil Dal and grilled vegetables High Protein Hand Cooked Serving Size 600g Ready in Minutes activemeals.ch active_meals.ch PREMIUM FITNESS MEALS S w e e t P o t a to C h i c k e n * 6 0 0 g , 8 1 6 k c a l , 4 2 g p ro tein , 7 2 g c a r b s , 3 6 g f a t Das Immunsystem arbeitet täglich 24 Stunden lang, unbe- merkt und selbstverständlich. Es kämpft gegen zahlreiche Viren, Bakterien und andere Schadstoffe, mit denen wir in unserem All- tag konfrontiert werden, ohne dass wir Notiz davon nehmen. Es leistet seine täglichen Reparaturarbeiten im Körper, schafft ab- gestorbene und mutierte Zellen beiseite und trägt in einem enor- men Masse dazu bei, wie wir altern. Selbst wenn unsere Lebensweise über lange Zeit gesund- heitsschädlich ist, dauert es eine halbe Ewigkeit, bis das Immun- system irgendwann seinen Dienst verweigert. Doch dann ist es leider meistens zu spät und eine schlimmere Erkrankung hat sich manifestiert. Der Flyer «Immunsystem stärken» baut mit seinen sechs Icons auf dem «gesunden Lebensstil» auf. Er vermittelt zum einen die Aufforderung zum AKTIVEN Handeln, positiv und konstruktiv. Alle diese Aktivitäten liegen im EIGENEN VERANTWORTUNGS - BEREICH. Zum anderen zeigt der Flyer, dass die Forderungen aller sechs Bereiche erfüllt werden müssen, um ein gut funktionieren- des Immunsystem zu erhalten, ja, es sogar zu stärken. Der «ge- sunde Lebensstil» ist eine EINSTELLUNG, die jedem in Fleisch und Blut übergehen sollte. Sie sehen, dass das Immunsystem durch die Corona-Pan- demie zwar plötzlich im Mittelpunkt des Interesses steht, in einem gesundheitsorientierten Center aber ein Dauerthema sein muss! Deshalb meine Aufforderung an Sie: Arbeiten Sie aktiv mit diesem Merkblatt – auch nach Corona. Aktiv heisst: Erklären Sie! Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kunden! Stellen Sie Ihren Mit- arbeitenden auf der Trainingsfläche die Aufgabe, pro Tag mit min- destens fünf verschiedenen Kundinnen und Kunden über dieses Thema zu sprechen, denn das führt zu mehr als die Standardflos- keln, die sich im Laufe der Zeit einspielen. Setzen Sie den Flyer z. B. als Empfehlungskarte ein. Nutzen Sie ihn für persönliche Einladungen. Verwenden Sie ihn in den Social Media, auf Ihrer Homepage, in Ihrem Newsletter usw. oder laden Sie damit zu einem Vortrag ein! Welche Ideen Sie auch immer haben, verknüpfen Sie den Flyer mit aktiven Beratungen durch Ihr Fachpersonal. Next >