Bewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023 Bewegungs- und Gesundheitsförderung Nr. 19 / Dezember 2023 BEWEGUNGSMEDIZIN Fachthema: Unspezifi sche Rückenschmerzen Berufl iche Bildung: Unsere ersten Exper- tinnen und Experten haben mit Bravour bestanden! SFGV Aktuell: Vorschau auf den BranchenTag 2024: Der SFGV wird 30 Jahre alt! Schweizweit trainieren: Kostenloses Gasttraining an 300 zertifi zierten Standorten!Bewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023 BIOCIRCUIT Technogym setzt sich seit jeher für einen gesunden Lebensstil ein und setzt dabei auf die Bedeutung von Bewegung als effektive Form der Krankheitsprävention und -behandlung. Dank der Biodrive™ Technologie bietet der Biocircuit eine effektive und wissenschaftlich geprüfte Trainingslösung für ältere Menschen. Der patentierte Biodrive™ von Technogym ist ein intelligenter Antrieb, der revolutionäre Luft- und Raumfahrttechnologie für das beste Gefühl und die beste Biomechanik aller Zeiten nutzt. Entdecken Sie mehr unter technogym.com/SFGV BIODRIVE™ TECHNOLOGY ANZEIGEInhalt Inserate Claude Ammann, c.ammann@sfgv.ch, 079 478 12 63 Urs Rüegsegger, u.ruegsegger@sfgv.ch, 079 743 89 58 Roland Steiner, r.steiner@sfgv.ch, 043 388 41 44 Koordination Joerg Kressig Design / Prepresse Astrid Affolter Korrektorat / Lektorat Ursula Thüler Auflage 3500 Exemplare «Bewegungsmedizin» Die Fachzeitschrift mit Brancheninformationen für Einzelunternehmen der Fitness- und Bewegungsbranche Herausgeber Schweizerischer Fitness- und Gesundheitscenter Verband SFGV Arbeitgeberverband für Einzel-Fitnesscenter-Unternehmungen Geschäftsstelle, 3000 Bern Redaktion Claude Ammann, Anya Aubert, Irene Berger, Kilian Käppeli, Roland Steiner Chefredaktion André Tummer Produktion DIVERSUM Verlag Redaktionsadresse Schweizerischer Fitness- und Gesundheitscenter Verband SFGV Geschäftsstelle, 3000 Bern – a.tummer@sfgv.ch, Telefon 0848 893 802 Editorial 5 Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Unspezifische Rückenschmerzen 6 Umsetzung in die Trainingspraxis 14 Erfolgreiche Umsetzung der SFGV-Tools FITWORX – Fitness Emotion, Spreitenbach 18 GESUND UND FIT – das neue Magazin des SFGV 20 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Berufsprüfungen «Spezialist / Spezialistin Fitness- und Gesundheitsförderung» 22 Expertenprüfung – 18. bis 30. Oktober 2023 24 Zu Besuch bei Noemi Limacher im Fitnesscenter «Connection Wolhusen» 26 Drop-out-Quote senken Die Theorie des geplanten Verhaltens 30 SFGV – Aktuell Berufsbildner-Tagung: Auf grosser Leinwand und mit Apéro 34 Physio Days 2023 – ein Netzwerk-Event der Gruppe «Mountain Move» 36 Der SFGV an der Sitzung der Gewerbekammer des Schweizerischen Gewerbeverbandes 38 Richtig lüften 40 Abheben zu neuen Höhen der Innovation 42 Vorbericht BranchenTag 2024 44 SFGV – Fitness-Guide und Jobplattform ABC Fitness in Rheinau 46 Fit-News Buchtipp – Sportbiologie 48 Ganz persönlich Interview mit Kilian Müller vom «THE ROP – Revolution of Practice» in Rothenburg LU 50 SFGV im Überblick Neue Mitglieder 52 Organisationsstruktur und Dienstleistungen des SFGV 54320 cm 564 cm Die Stationen können hervor- ragend “Rücken-an-Rücken” auf- gestellt werden. Das spart Platz und macht die Wege während des Zirkeltrainings noch kürzer. Jede Einzelstation hat ein gerin- ges Startgewicht und nur mini- male bis gar keine Anpassungen sind notwendig, so dass die Benutzer direkt loslegen können. Die Geräte des GO-Zirkels wirken minimalistisch und dadurch einladend. Und sie sind wirklich intuitiv in der Handhabung. Die Trainierenden können schnell zwischen den Stationen des Zirkels wechseln, denn das Design ist off en und auch die notwendigen Einstellungen minimal. Kompakt, stark – GO! SEINE STÄRKE? ER IST EINFACH EINFACH! DER NEUE ZIRKEL Auf die Plätze, fertig – GO! Johnson Health Tech. (Schweiz) GmbH | Riedthofstrasse 214 | CH-8105 Regensdorf | +41 (0) 44 843 30 30 office@johnsonfitness.ch | www.matrixfitness.ch ANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023 320 cm Liebe Leserin, lieber Leser Voller Freude und mit Stolz kann ich in dieser Ausgabe die ersten Expertinnen und Experten Bewegungs- und Gesundheitsförde- rung mit eidg. Diplom beglückwünschen. Unser Beruf mit den drei staatlichen Abschlüssen kann sich sehen lassen und muss sich in keiner Weise vor anderen Berufen des Gesundheitswesens verstecken. Gerade das nachhaltige, gesundheitsorientierte Coa- ching, das über das rein körperliche Training hinausgeht, ist die Stärke der Expertinnen und Experten BuG. Doch nicht nur das: Ihre Abschlussarbeiten haben gezeigt, dass sie kritisch und selbstständig denken können, dass sie nicht einfach nur gelerntes Wissen wiedergeben, sondern aufgrund ihrer Kenntnisse und ihrer Berufserfahrung eigene Lösungen erarbeiten, die unsere Branche bereichern. Aus Sicht unserer immer noch sehr hetero- genen berufsspezifi schen Bildungslandschaft stellen sie eindeu- tig die derzeitige Elite dar. Auf der anderen Seite bröckelt das Ansehen der akademi- schen Ausbildungen. Zwar strömen mittlerweile Massen an die Hochschulen und Universitäten, doch die Qualität beschränkt sich auf einige wenige. Seit dem Bologna-Prozess und der Ein- führung der Bachelor- und Masterabschlüsse ähneln Universi- täten eher Trainingscamps für Menschen, die sich mehr um das Design ihrer Lebensläufe kümmern als quer zu denken, zu for- schen und aus leidenschaftlichem Interesse zu studieren. Wenn früher noch der Ruf der Universität und des Profes- sors ausschlaggebend dafür war, wo man studierte, scheint dieses elitäre Denken heute dem Sammeln von Credits und der Gleichmacherei im Sinne der grossen europäischen Bildungsver- einigung gewichen zu sein. Es vergeht kein Jahr, in dem nicht «neue» Bachelor- abschlüsse akkreditiert werden, beschleunigt durch die digitali- sierten Lernmethoden. Das Ergebnis: Studienabschlüsse, wie am Fliessband produziert, mit denen man salopp gesagt «die Strasse pfl astern kann». Nun muss der Arbeitsmarkt nachziehen! Was nützt es den angehenden Experten und Expertinnen, wenn es immer noch unzählige Arbeitgeber gibt, die auf nonformale Ausbildungs- abschlüsse setzen, um ihre Personalkosten so tief wie möglich zu halten? Wie soll unser Beruf in der breiten Bevölkerung ent- sprechendes Ansehen gewinnen, wenn vonseiten der Schulen «Fitnessjobs» als tolle Nebenverdienstmöglichkeiten angepriesen werden? Jeder und jede von uns, egal ob Arbeitgeberin, Bildungs- anbieter oder Studierende kann seinen Teil dazu beitragen, dass den Pionieren der Expertenausbildung nun nachgeeifert wird, um die Bildungsqualität weiter voranzutreiben. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre der 19. Aus- gabe von BEWEGUNGSMEDIZIN! André Tummer Chefredaktor Editorial Gratulation an unsere neuen Experten und Expertinnen BuG!Unspezifische Rückenschmerzen Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Unspezifi sche Rückenschmerzen machen ca. 80 Prozent der Beschwerden aus und verursachen, gerade wenn sie chronifi zieren, grosses Leid bei den Betroffenen. Bewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023Bewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023 Bei den bisherigen fachspezifi - schen Artikeln habe ich stets eine ausführliche Beschreibung der Anatomie vorangestellt. Die Kenntnisse der Anatomie der Wirbelsäule in Bezug auf den ak- tiven und passiven Bewegungs- apparat setze ich an dieser Stelle voraus. Wer diesbezüglich noch nicht sattelfest ist, kann mithilfe von Ausgabe 14 sein Wissen ver- tiefen oder auf der Homepage www.sfgv.ch unter «Fachpublika- tionen» den entsprechenden Artikel nachlesen. Defi nition: Unspezifi sche Rückenschmerzen In der Medizin wird von «unspezifi schen» Rückenschmerzen gesprochen, wenn durch die Differentialdiagnose festgestellt wurde, dass keine erkrankten/verletzten Strukturen der Wirbel- säule vorliegen und sowohl ausstrahlende Schmerzen von den inneren Organen oder der Hüfte wie auch systemische Erkran- kungen wie Fibromyalgie oder Arthritis ausgeschlossen werden können. «Unspezifi sch» hat dabei keine abwertende Bedeutung, etwa für simulierte Schmerzen. Es bedeutet zunächst einmal, dass die Ursache der Rückenschmerzen unbekannt ist. Der Be- griff «unspezifi sch» könnte daher auch durch «idiopathisch» er- setzt werden, eine in der Medizin häufi g verwendete Bezeich- nung, wenn die Ursache nicht geklärt ist. Hildebrandt (2004) geht in seiner Defi nition noch ein Stück weiter, wenn er postuliert, dass nur etwa 20 Prozent der Rücken- beschwerden heute als spezifi sch bezeichnet werden. Hierin sind schwerwiegende Ursachen wie Metastasen und Spondylitiden, rheumatische und metabolische Erkrankungen ebenso einge- schlossen wie radikuläre, also nerval bedingte Syndrome. «Die weit überwiegende Mehrzahl der Schmerzen aufgrund von Veränderungen in den Bandscheiben, Facetten- und Ilio- sakralgelenken, Bändern oder der Muskulatur muss als unspezi- fi sch bezeichnet werden, da weder anamnestische Hinweise noch klinische Untersuchungen einschliesslich radiologischer Nach- weise existieren, um eine sichere Zuordnung zum Schmerz zu gewährleisten.» Einfacher ausgedrückt: Auch wenn z. B. in einem MRT die dege- nerative Veränderung der Bandscheibe zu sehen ist, kann daraus nicht eindeutig geschlossen werden, dass diese auch die Ursache des Schmerzes ist. Die Unklarheit von unspezifi schen Rückenschmerzen wird durch die Tatsache erschwert, dass sowohl akute als auch chroni- sche Rückenschmerzen unter diese Bezeichnung fallen. In der Ausgabe Nr. 14 von BEWEGUNGSMEDIZIN (September 2022) habe ich die spezifi schen Rückenbeschwerden erläutert. Weitaus häufi ger sind jedoch die unspezifi schen Rückenschmerzen. Während bei den spezifi schen Rücken- beschwerden die Schmerzursache recht eindeutig diagnostiziert werden kann, ist es bei den unspezifi schen Rückenschmerzen bedeutend schwieriger, den Ursachen auf den Grund zu kommen. André TummerBewegungsmedizin – Nr. 19 / Dezember 2023 Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Zwar gibt es Ansätze einer Untergruppierung der unspezi- fi schen Rückenschmerzen, wie sie beispielsweise Prof. H. Luo- majoki vertritt. Er unterteilt unspezifi sche Schmerzen in mecha- nische und nicht mechanische Gruppen. Nicht mechanische Probleme sind häufi g mit psychosozialen Problemen verknüpft wie etwa Angstvermeidungsverhalten. Mechanische Rücken- schmerzen unterteilt Luomajoki nochmals in bewegungsabhän- gige und bewegungskontrollabhängige Schmerzen. Im ersten Fall haben die Betroffenen typischerweise schmerzhafte Bewegungs- einschränkungen, im zweiten Fall ist die Bewegung nicht einge- schränkt, schmerzt aber bei gehaltener Position. Bis heute konnte sich diese Kategorisierung jedoch nicht durchsetzen. Das Phänomen Schmerz genauer betrachtet Schmerz ist ein Mechanismus, den die Natur eingerichtet hat, um uns von eventuellen Gefahrensituationen fernzuhalten und unser Verhalten insofern zu beeinfl ussen, dass wir unseren Körper k einen gefährlichen Situationen aussetzen. Schmerzen sind kein Signal des Körpers, sondern ein Output des Gehirns. Dies lässt sich an vielen Beispielen erläutern: – Der klassische Dehnschmerz entsteht nicht etwa in «verkürzten Muskeln», sondern im Gehirn. Es ist unser Gehirn, das den Bewegungsradius einschränkt und Die Schmerzen entstehen nicht im Rücken, sondern im Gehirn. Deshalb sind auch nicht mechanische Ursachen zu beachten.ANZEIGE SGN 2.E06.1 M.A.C. CenterCom GmbH Franckstraße 5 71636 Ludwigsburg Telefon 0 71 41 / 9 37 37 - 0 info@mac-centercom.de SGN 2.E62.1 Mit der neuen CenterCom Version 6 setzten Sie es um: Interessenten können 24/7 online ganz einfach mit dem Sales Manager einen Vertrag abschließen. Der Reservation Manager sorgt rund um die Uhr für die ideale Auslastung Ihrer Trainer und Kurse. Und über die Member App hat das Mitglied ständig Verbindung zu Ihrem Club. Das ist echter Service, spart Personal- kosten und steigert den Ertrag! Mehr Infos auf www.mac-centercom.de Jetzt auch für die Schweiz! CenterCom Version 6 + QR-Rechnungen + Lastschriftverfahren LSV + somit verhindert, ein Gelenk in eine potenziell gefähr- liche Position zu bringen. – Personen, die beispielsweise durch einen Unfall eine schwere Verletzung erlitten haben, berichten, dass sie ihre Verletzung zunächst gar nicht wahrgenommen haben und sich des Ausmasses der Verletzung erst bewusst wurden, als sie aus der Gefahrenzone heraus waren. – Ein gestürztes Kleinkind weint oftmals nicht sofort, nachdem es hingefallen ist. Es wartet die Reaktion der Eltern ab. Reagieren diese nicht oder geben zu verste- hen, dass nichts Schlimmes passiert ist, verspürt das Kind wahrscheinlich kaum Schmerz und spielt weiter. Erst wenn die Eltern durch ihr Verhalten suggerieren, dass der Sturz geschmerzt haben muss, nimmt das Kind den Schmerz stärker wahr und beginnt zu weinen. Schmerzempfi ndung hat also auch etwas mit dem sozialen Kontext zu tun. Diese Beispiele verdeutlichen, dass die rein biomechanische Sichtweise von Schmerzen zu kurz greift. Wir alle haben bei Schmerzen «gelernt» zu assoziieren, dass eine Verletzung vorlie- gen muss, «sonst würde es ja nicht weh tun». Dies scheint uns logisch, ist aber nicht immer der Fall. Es gibt viele Beispiele, die belegen, dass die empfundenen Schmerzen und der Schaden im Gewebe nur selten korrelieren. Ein Beleg für fehlende Korrelation zwischen Schmerz symp- to men und tatsächlichen Gewebeschädigungen konnten Brinjikji et al. (2015) bei Rückenschmerzen erbringen. Die Autoren veranschau- lichten den prozentualen Anteil verschiedener «Degenera tions- krankheiten» der Wirbelsäule von Patienten, die keine Schmerz- symptome aufwiesen. 80 Prozent (!) der Patientinnen und Patienten verspürten keine Schmerzen, obwohl sie eine Bandscheibende- generation aufwiesen. 31 Prozent litten sogar an einem Band- scheibenvorfall, empfanden diesen aber nicht als schmerzhaft. Jarvik et al. (2005) beobachteten, dass Depressionen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person Rückenschmerzen entwickelt, obwohl die MRI-Befunde keine Schädigung belegten. In einer weiteren Studie war die höchste Korrelation mit Sympto- men zu Rückenschmerzen wiederum nicht der Gewebeschaden, sondern die Unzufriedenheit mit der Jobsituation. Next >