Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Pathologie der Achillessehne: Beschwerdebilder und differenzierte Trainingsumsetzung Dienstleistung: Kampagne «Immunsystem stärken» Rückblick: BranchenTag 2020 – Trotz Corona ein gelungener Event SFGV Aktuell Die Ausbildungsoffensive Bewegungs- und Gesundheitsförderung Nr. 7 – Oktober 2020 BEWEGUNGSMEDIZIN SFGV: Jetzt Mitglied werden! www.sfgv.ch/home/formulareBIOCIRCUIT ist das erste Trainingssystem, das dank BIODRIVE, einem patentierten intelligenten Antrieb, ein individuell zugeschnittenes, sicheres und effektives Workout mit Anleitung bietet. 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Neue Mitglieder 50 Swiss Fitness Solutions Gesundheitsmedizin Das Umsetzungskonzept des Kundenmagazins GESUND & FIT 52MILON Q ZIELGERICHTETESTRAINING MITMOTIVATIONSFAKTOR HARDWARE INNOVATIONAUS TRADITION JAHRE MILON GEMEINSAM ERFOLGREICH Vereinbaren Sie Ihren persönlichen Beratungstermin unter +41 (0) 41 780 39 00 suisse@milon.com ------- www.milon.ch ANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Moderne Gesellschaften entwickeln sich zunehmend zu Wissens- gesellschaften. Wissen im weitesten Sinne ist zur Grundlage ge- worden für das gesellschaftliche Leben, die Erwerbsarbeit und die individuellen Möglichkeiten, daran teilzuhaben. Auch das gesell- schaftliche und politische Ansehen eines Berufszweiges hängt zum grössten Teil von seiner Ausbildungsstruktur ab. Dabei ent- wickeln sich die Bildungssystematik und die Bildungsinhalte jedes Berufes stetig weiter. In unserer Branche befinden wir uns historisch begründet auf einem holprigen Weg. Als Ende der Sechzigerjahre die ersten Fitnesscenter eröffnet wurden, stand der reine, ausschliesslich figurbetonte Körperkult im Mittelpunkt. Fundierte Trainerausbil- dungen gab es keine und die Branche gehörte bis Ende der Acht- ziger sicherlich zu Recht ausschliesslich zur Kategorie «Freizeit und Schönheit». Keinem Arzt und keinem Therapeuten wäre es in jener Zeit in den Sinn gekommen, Patienten zum Trainingsaufbau in ein Fitnesscenter zu schicken. Sie alle wissen, dass sich dieses Bild komplett geändert hat. Heute sind Prävention, Gesundheit und Trainingstherapie die Hauptmotive unserer Kundschaft. Das erfährt jeder von uns in seiner täglichen Arbeit. Aufgrund dieser Erwartungen hat sich auch unsere Bildungslandschaft stark verändert. Die drei staatli- chen Abschlüsse verdrängen die teils unüberschaubare und zu- sammenhanglose Anzahl von nonformalen Einzelzertifikaten. Immer mehr Lehrbetriebe tragen dazu bei, dass unsere jun- ge Generation Berufe erlernt, die Zukunft haben, und für die es sich lohnt, morgens aufzustehen. Immer mehr «alte Hasen», die als Quereinsteiger begonnen haben, nutzen die Chance, in ihrem Beruf eine staatlich anerkannte Ausbildung nachzuholen. Doch sind wir auch schon so weit, dass die nicht fitness- affine Bevölkerung uns als seriöse Anbieter für gesundheitliche Dienstleistungen anerkennt? In den Köpfen schwirren da immer noch eine ganze Menge Vorurteile herum, die leider allzu oft durch oberflächlich berichtende Medien noch bestätigt werden. Deshalb stehen Sie als KMU stark in der Verantwortung, unser Image mitzugestalten – durch die Qualifikation und Leistung Ihrer Mitarbeitenden. Jede Trainerin und jeder Trainer mit einem staatlichen Abschluss ist nicht nur ein Aushängeschild Ihres Unter- nehmens, sondern auch Repräsentant unserer ganzen Branche. Ich denke, dass wir in den vergangenen Jahren ein grosses Stück vorangekommen, aber noch lange nicht am Ziel sind. Poli- tisch haben wir immer noch eine zu kleine Lobby, das hat sich in der Corona-Pandemie wieder gezeigt. Die Einteilung unserer Bran- che in die Kategorie «Freizeit und Unterhaltung», gemeinsam mit Schwimmbädern und Campingplätzen, war ein Schlag ins Gesicht. Deswegen möchte ich Sie alle ermuntern, weiterhin die Qualität Ihrer Dienstleistungen so hoch zu halten, wie es nur geht. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Mitarbeiterteam Sogwirkung erzeugt, weil es Wissen und Serviceleistung so vermittelt, dass Ihre Kun- den gar nicht anders können, als positiv über Sie zu berichten. Wie immer soll unser Fachmagazin Ihnen dabei als Rat- geber zur Seite stehen. Viel Spass beim Lesen dieser 7. Ausgabe! André Tummer Chefredaktor BEWEGUNGSMEDIZIN Editorial Liebe Leserinnen und Leser,Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Pathologie der Achillessehne Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Der griechischen Mythologie zufolge war der Heerführer Achilles unverwundbar, weil seine Mutter Thetis ihn in den Fluss Styx tauchte. Nur seine Ferse, an der sie ihn festhielt, blieb verwundbar. Auch im heutigen Sprachgebrauch gilt die «Achillesferse» als Metapher für die Schwachstelle eines Menschen. Überlastungsbedingte Sehnenbe- schwerden sind keine Seltenheit. Ist die Achillessehne betroffen, bedeutet dies eine sehr grosse Einschränkung, die selbst einfache Bewegungen im Alltag nur unter Schmerzen zulässt. Um im Training entsprechende Mass- nahmen ergreifen zu können, sind differenzierte Kenntnisse über die unterschiedlichen Beschwerdebilder zwingend not wendig, denn die Ursa- chen der Achillessehnenschmerzen können sehr unterschiedlich sein.Bewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 André Tummer Beginnen wir wie immer mit der Anato- mie. Die Bewegungen des Fusses gegen den Unterschenkel erfolgen in zwei Ge- lenken, dem oberen und dem unteren Sprunggelenk (OSG / USG). Im OSG um- fasst die Malleolengabel den walzenför- migen Gelenkkörper des Sprungbeins (Talus). Es ist ein Scharniergelenk, dessen Achse durch die Talusrolle verläuft und beide Malleolen verbindet. In diesem Ge- lenk werden die Dorsalextension (Heben der Fussspitze) und die Plantarflexion (Senken der Fussspitze) durchgeführt. Bei fest ste- hendem Fuss bewegt sich der Unterschenkel entsprechend nach vorne und hinten. Das USG besteht aus zwei Einzelgelenken, die funktionell zusammenwirken. Ein Teilgelenk wird zwischen dem Sprungbein und dem Fersenbein (Calcaneus) gebildet. Im anderen Teilgelenk liegt der Taluskopf dem Fersenbein und dem Kahnbein (Os navicu- lare) auf. Die Bewegungsachse des USG (Drehgelenk mit einem Freiheitsgrad) verläuft schräg vom Kahnbein zur lateralen Seite des Fersenbeins. Im USG werden die Supination (Heben des medialen Fussrandes) und die Pronation (Heben des lateralen Fussrandes) durchgeführt. Bei fest stehendem Fuss wird der Unterschenkel nach medial bzw. lateral abgewinkelt. Die Kombination dieser beiden Gelenkanteile ermöglicht eine hohe Mobilität im Fussgelenk, allerdings zu Lasten einer schwachen Stabilität. Dementsprechend wird das Fussgelenk durch starke Bänder gesichert, auf dessen Beschreibung an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen wird. Die Muskeln des Unterschenkels sind durch bindegewebs- artige Trennwände (Septen) abgeteilt, wodurch sich vier Muskel- kompartimente ergeben: Die Extensorengruppe, die Peronaeus- gruppe, die oberflächliche Flexorengruppe und die tiefe Flexorengruppe. Die oberflächliche Flexorengruppe verbindet sich mit der Achillessehne und ist deshalb im Folgenden näher beschrieben. Die Wadenmuskeln gliedern sich in eine oberfläch- liche und eine tiefe Schicht. Der M. Gastrocnemius entspringt mit zwei Köpfen von den Femurkondylen und hat somit auch noch eine Beugefunktion im Kniegelenk. Distal vereinigt er sich mit dem M. Soleus, der unter ihm liegt und von beiden Unterschen- kelknochen kommt. Beide Muskeln zusammen werden auch als M. trizeps surae bezeichnet. Sie setzen über die Achillessehne am Fersenbeinhöcker (Tuber calcanei) an. Der M. trizeps surae ist der kräftigste Plantarflexor des Fusses. Da die Achillessehne medial der Drehachse des USG verläuft, ist er auch Supinator. Die Sehne des Tibilas posterior verläuft von medial, die des M. Peronaeus von lateral unter den Fuss. Beide zusammen unterstützen das Längsgewölbe des Fusses. Man spricht hier auch von der soge- nannten Steigbügelfunktion. Eine Gesamtübersicht der Unter- schenkelmuskulatur einschliesslich Ursprung, Ansatz und Funk- tion sind in der Tabelle 1 aufgeführt. In Verlängerung der Muskelbäuche des Musculus trizeps surae zieht die Achillessehne nach kaudal und verjüngt sich da- bei. Etwa 4 cm über ihrem Ansatz weist sie die schmalste Stelle auf. Danach wird sie wieder breiter und setzt am Fersenbeinhö- cker an. Der kranial dicht am Knochen vorbeilaufende Sehnenteil dieses Ansatzes wird durch einen Schleimbeutel, dem Bursa ten- dinis calcanei, abgepuffert. Trizeps surae, bestehend aus M. gastrocnemius und M. soleusBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Die Länge der Achillessehne beträgt zwischen 15 und 20 cm, wobei die kraniale Begrenzung der Sehne unscharf ist, da bis fast zu ihrem Ansatz Muskelfasern in die Sehne einstrahlen. Die Lücke zwischen der leicht abstehenden Sehne und den darunterlie- genden Muskeln bzw. Unterschenkelknochen ist durch Fett- und Bindegewebe ausgefüllt. Der Bereich der Achillessehneninsertion wird bei 2 cm oberhalb des calcanearen Ansatzes von der so- genannten Mid-Portion (2–8 cm) abgegrenzt. Diese Unterteilung ist für die späteren trainingstherpeutischen Massnahmen von entscheidender Bedeutung. Die Achillessehne liegt in einer Sehnenhülle – einem Gleit- lager, das aus 6–8 Membranen besteht. Zum Schutz vor Reibung befinden sich zwischen den Gewebeschichten gallertartige Ver- bindungen, die Mukopolysaccharide. Von der Konsistenz dieser MuskelUrsprungAnsatzFunktion Extensorengruppe M. tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) Seitl. Schienbein, Membrana interossea 1. Mittelfussknochen 1. Keilbein Dorsalextension, Supination und Pronation (je nach Ausgangsstellung) M. extensor digitorum longus (langer Zehenstrecker) Lateraler Schienbeinkondylus, Membrana interossea, Wadenbein Vorderrand Dorsalaponeurose 2.- 5. ZeheDorsalextension, Pronation in den Sprunggelenken, Streckung der 2.–5. Zehe M. extensor hallucis longus (langer Grosszehenstrecker) Wadenbein, Membrana interossea Endphalanx der GrosszeheStreckung der Grosszehe; Dorsalextension des Fusses Peronaeusgruppe M. peronaeus longus (langer Wadenbeinmuskel) Wadenbeinköpfchen und seitlicher Rand 1. Mittelfussknochen, mittleres Keilbein Pronation, Plantalrflexion, Verspannung des Fussgewölbes M. Peronaeus brevis (kurzer Wadenbeinmuskel) Seitenfläche des Wadenbeins5. MittelfussknochenPronation, Plantarflexion Oberflächliche Flexorengruppe M. Gastrocnemius (Zwillingswadenmuskel) Zweiköpfig: vom lateralen und medialen Oberschenkelkondylus Fersenhöcker (über Achillessehne) Plantarflexion und Supination in den Sprunggelenken, Beugung im Kniegelenk M. soleus (Schollenmuskel) Obere Wadenbein- und Schienbeinenden Wie M. gastrocnemius über Achillessehne Plantarflexion und Supination in den Sprunggelenken Tiefe Flexorengruppe M. tibialis posterior (hinterer Schienbeinmuskel) Membrana interossea, Tibia, FibulaKahnbein, 1.–3. Keilbein, 2.–4. Mittelfussknochen Supination, Plantarflexion, verspannt Quergewölbe M. flexor hallucis longus (langer Grosszehenbeuger) Wadenbeinrückfläche, Membrana interossea GrosszehenendgliedPlantarflexion und Supination in den Sprunggelenken, Beugung in den Zehengelenken, Längsgewölbe M. flexor digitorum longus (langer Zehenbeuger SchienbeinrückflächeEndglieder 2.–5. ZehePlantarflexion und Supination im Sprunggelenk, Zehenbeugung Tab. 1: Muskeln des Unterschenkels und deren FunktionenBewegungsmedizin – Nr. 7 / Oktober 2020 Am Knochen-Sehnen-Übergang befindet sich eine nicht minera- lisierte Faserknorpelzone vor einer mineralisierten Faserknorpel- zone. Die eingebauten Knorpelzellen haben dabei bei Längsdeh- nung der Sehne eine zusätzliche Federfunktion. Kollagenes Bindegewebe vom Typ 3 (Narbengewebe) sollte in einer gesunden Sehne möglichst nicht vorhanden sein. Narbengewebe ist nicht parallel, sondern netzartig kreuz und quer angeordnet, und des- halb auf Zug weniger belastbar. Bei überlastungsbedingten, de- generativen Veränderungen der Sehne kann dieses Narbengewe- be bis zu 30 % ausmachen. Proteoglykane verbinden die Kollagenfasern und richten sie parallel aus. Ausserdem binden sie Wasser. (Sehnen haben ei- nen Wasseranteil von 60–70 %). Sie sorgen des Weiteren für den Transport von Nähr- und Botenstoffen. Proteoglykane sind sehr grosse Moleküle, welche zu 95 % aus Kohlenhydraten und zu 5 % aus Proteinen bestehen. Die Tenozyten (Sehnenzellen) produzieren Kollagen und Proteoglykane. Sie bilden zudem sämtliche Botenstoffe und En- zyme, die für den Sehnenauf-, -um- und -abbau notwendig sind. Die «Flügel» des Tenozyten umhüllen dabei die produzierten Kollagenbündel. Schleimbeutel polstern und vermindern Reibung gegen- über knöchernen Vorsprüngen. Zwei grössere Schleimbeutel lie- gen im Bereich der Achillessehne: Der Bursa tendinis calcanei liegt zwischen Achillessehne und Fersenbein, der Bursa subcut- anea calcanea liegt zwischen dem Achillessehnenansatz am Fer- senbeinhöcker und der Haut. Beschwerdebilder der Achillessehne Der in der Medizin noch oft verwendete Begriff der Achillodynie ist zu ungenau. Er bedeutet lediglich, dass Schmerzen im Bereich der Achillessehne bestehen. Es muss zunächst eine differenzierte Diagnose erstellt werden, um daraus die entsprechende Behand- lung und den passenden Trainingsaufbau ableiten zu können. Unter dem Oberbegriff Tendopathie werden verschiedene Be- schwerdebilder zusammengefasst: a) abakterielle Entzündungen: – Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) – Sehnenentzündung (Tendinitis) Bei der Tendovaginitis handelt es sich um eine Entzündung des Gleitlagers. Die Sehne selbst hat keine Entzündung, ist aber mit stark wasserbindenden Mukopolysaccharide hängt die Belastbar- keit der Sehne ab: Je gleitfähiger die Membranen, desto geringer ist die Gefahr von Verletzungen. Damit das Gleiten der Sehne reibungslos verläuft, ist die Sehnenhülle auf der Innenseite zu- sätzlich mit Zellen ausgekleidet, die eine Flüssigkeit bilden, welche die Sehne optimal gleiten lässt und gleichzeitig mit Nährstoffen versorgt. Über die Sehnenhülle gelangen Blutgefässe und Nerven in die Sehne. Was muss die Achillessehne können? 1. Sie muss zugkräftig sein Sehnen sind die zugkräftigsten Bindegewebe des Körpers. Die Achillessehnen gelten als die stärksten Sehnen des Körpers und haben eine Zugfestigkeit von 500–1000 kg/cm 2 . Konkret bewälti- gen sie beim Gehen die 2–3-fache, beim Laufen die 6–8-fache und beispielsweise beim Hochsprung sogar die bis 12-fache Last des Körpergewichts. Gerade Läuferinnen und Läufer klagen oft über Achillessehnenbeschwerden. Dazu ein Beispiel aus dem Ma- rathonlauf: Die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit der Welt- spitze im Marathon liegt etwa bei 21 km/h. Dabei wirkt auf die Achillessehnen bei jedem Schritt eine Kraft von 9000 Newton ein. Bei 600–800 Schritten pro Minute entsteht über die Mara- thondistanz eine Gesamtlast, die etwa 33 000-mal dem Gewicht eines Kleinwagens entspricht. 2. Sie muss elastisch sein Sehnen sind in geringem Umfang dehnbar und können wie ein Gummiband oder eine Feder Bewegungsenergie speichern und wieder abgeben. Dadurch unterstützen sie die Muskulatur sowohl in ihrer konzentrischen als auch in ihrer exzentrischen Arbeit. Etwa 5 % der Bewegungsenergie kommt deshalb aus dieser «viskoelastischen Eigenschaft» der Achillessehnen. Ein Känguru bringt es allerdings auf 25 % … 3. Sie ist Messfühler Über spezielle Nervenenden melden die Sehnen Spannung, Druck und Vibration weiter an das zentrale Nervensystem. Zusätzlich enthalten sie Schmerzrezeptoren. Damit die Achillessehne ihren Aufgaben gewachsen ist, be- nötigt sie einen speziellen Aufbau. Ihr Grundgerüst besteht aus kollagenem Bindegewebe vom Typ 1. Das sind lange, dünne und parallel angeordnete Bündel, die für die Zugfestigkeit sorgen. Next >