Gesunder Lebensstil: Ein stabiles und abwehrstarkes Immunsystem durch umfassende Lebensstilberatung Dienstleistung: Definition «Risikogruppe» Vorschau: BranchenTag 2020 – neues Datum 19. August! SFGV Aktuell Ein Rückblick auf die Arbeit der SFGV-Geschäftsstelle während der Corona-Krise Bewegungs- und Gesundheitsförderung Nr. 6 – Juli 2020 BEWEGUNGSMEDIZIN SFGV: Jetzt Mitglied werden! www.sfgv.ch/home/formulareBIOCIRCUIT ist das erste Trainingssystem, das dank BIODRIVE, einem patentierten intelligenten Antrieb, ein individuell zugeschnittenes, sicheres und effektives Workout mit Anleitung bietet. 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Wie der Stand der Dinge bei Erscheinen dieses Heftes ist, kann ich bei Redaktionsschluss nicht abschätzen. Vielleicht spricht keiner mehr über die Corona-Krise, aber schon vom Sommerloch. Vielleicht hat uns der Alltag schon längst wieder eingeholt und wir bewegen uns wieder auf ausgetretenen Pfaden. Ich hoffe jedoch sehr, dass dem nicht so ist! Dass das Umsetzen der schrittweisen Lockerungen sich als viel schwieriger herausstellte als der Beschluss des Lockdowns, hat jeder erfahren. Der Versuch, jede Kleinigkeit in einer Verord- nung zu regeln und mit Schutzkonzepten in die Praxis umzuset- zen, strotzte nur so vor Widersprüchlichkeiten. Ohne an dieser Stelle ins Detail gehen zu wollen – das Wort «Schutzkonzept» hat sicher das Potential, zum Unwort des Jahres 2020 zu werden. Corona hat uns alle von heute auf morgen aus dem Trott gerissen. Plötzlich war Stillstand. Nach der ersten Hilflosigkeit, der ersten Fassungslosigkeit und vielleicht auch den ersten Wutausbrüchen folgte aber die Chance des Überdenkens. Was nehmen wir trotz allem mit für die zukünftigen Dienstleistungen in unserer Branche? Ich persönlich habe in sehr vielen Gesprächen mit Kundin- nen und Kunden erfahren, dass ihnen ihr Training enorm gefehlt hat. Nicht wenige klagten darüber, dass sie wieder Rücken-, Knie- oder ähnliche Schmerzen hätten, weil der regelmässige Krafttrai- ningsreiz fehlte, den sie so dringend für ihre Gesundheit brau- chen. Diejenigen, die regelmässig trainieren, sehen unsere Dienstleistung durchaus als gesundheitlich systemrelevant an. Es gilt also diese Gruppe weiterhin zu vergrössern. Sie alle wissen, dass Vorerkrankungen die grösste Rolle beim Schweregrad der COVID-19-Erkrankung und bei der Sterberate spielen. Wir wissen auch, dass ein sehr grosser Teil der Vorerkrankungen zu den NCD-Erkrankun- gen (non-communicable diseases), also den nicht über- tragbaren Krankheiten gehören. Nicht alle, aber doch sehr viele Betroffene entwickeln die- se Erkrankungen durch jahrelanges gesundheitsschädigendes Verhalten. Hat die Furcht vor COVID-19 diese Gruppe nun zum Umdenken bewegt? Wie gelingt es Ihnen als Centerbetreiber noch besser, diese «Risikogruppe» zu Ihrer Kundschaft zu ma- chen? Um Sie dabei zu unterstützen, haben wir das Thema «Immunsystem» in den fachlichen Mittelpunkt dieser Aus- gabe gestellt. Dass wir als Fitnessbranche in der COVID-19-Verordnung der Rubrik «Freizeit- und Unterhaltung» zugeordnet wurden, war eine bittere Pille. Es zeigt einmal mehr, dass wir politisch noch lange nicht am Ziel sind. Trotz mehrfacher Aufforderungen an den Bundesrat und an das BAG, uns als gesundheitsrelevante Dienstleistung anzuerkennen, kämpfen wir gegen Bundesämter und Behörden, die uns partout nicht zuhören wollen, obwohl die durch Studien belegten Beweise für die positive Wirkung von Kraft- und Ausdauertraining mittlerweile erdrückend sind. Wir vom SFGV werden deshalb gerade nach Corona dafür kämpfen, dass das gesellschaftspolitische Ansehen unserer Branche in sei- ner gesundheitsrelevanten Positionierung noch mehr vorange- trieben wird. Viel Spass beim Lesen dieser Ausgabe! André Tummer Chefredaktor BEWEGUNGSMEDIZIN Editorial Zurück zur Normalität – ich hoffe nicht!Bewegungsmedizin – Nr. 6 / Juli 2020 Nur ein dauerhaft gesunder Lebensstil pflegt das Immunsystem Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Können Sie Ihren Kunden die Funktionen des Immunsystems verständlich erklären? Vielerorts ist zu lesen, wie wichtig ein körperliches Training für das Immunsystem sei. Doch wie genau funk tioniert das? Unser Abwehr - system ist hochkomplex. Einfach pauschal zu behaupten, dass Muskel- training das Immunsystem stärkt, ohne die genauen Zusammenhänge zu kennen, ist wohl etwas zu ein- fach. Die Corona-Krise hat viele Menschen für das Thema «Immun - system» sensibilisiert. Es ist also notwendig, dass wir uns mit den Details genauer auseinandersetzen.Bewegungsmedizin – Nr. 6 / Juli 2020 André Tummer Die erste Schutzbarriere Beginnen wir mit der Anatomie. Die erste Schutzbarriere, welche Erreger durch- dringen müssen, ist eine rein «mechani- sche», an der unterschiedliche Bereiche des Körpers beteiligt sind. Dazu gehören die Schleimhäute inklusive des Flimmer- epithels der oberen Atemwege, aber auch die Tränenflüssigkeit und der Speichel, die das antibakteriell wirkende Enzym Lyso- zym enthalten. Der Säureschutzmantel der Haut oder die Salz- säure im Magen sind weitere Beispiele dafür, dass der Mensch über Instrumente verfügt, die das Ansiedeln von gefährlichen Mikroorganismen schon vor dem Eindringen in den Körper weit- gehendst verhindern können. Die Organe des Immunsystems Alle Abwehrzellen werden im Knochenmark gebildet. Von dort wandern sie in die lymphatischen Organe, wo sie sich noch wei- terentwickeln. Es wird zwischen den primären lymphatischen Organen (Thymus und Knochenmark), in denen die noch unrei- fen Immunzellen heranreifen, und den sekundären lymphati- schen Organen (Lymphknoten, lymphatischer Rachenring, Milz, Peyersche’s Plaque des Dünndarms) unterschieden. Die sekundä- ren lymphatischen Organe sind der «Arbeitsplatz» der Immunzel- len, wo auch bei Erkennung eines spezifischen Erregers die Ver- mehrung der Abwehrzellen stattfindet. Die Zellen des Immunsystems Die Abwehrzellen gehören zu den Leukozyten. Nach deren Ent- wicklung aus den Stammzellen des Knochenmarks können sie sich zu zwei Arten von Vorläuferzellen heranbilden. Entweder werden sie zu myeloischen Vorläuferzellen, welche sich später zu den Granulozyten, Monozyten und Makrophagen weiterentwi- ckeln und damit zu einem Teil des unspezifischen Abwehr systems werden. Oder sie entwickeln sich zu lymphatischen Vorläuferzellen, aus denen später die natürlichen Killerzellen und die Lympho- zyten mit den beiden Untergruppen, der B- und T-Lymphozyten entstehen. Diese sind Teil des spezifischen Abwehrsystems. Botenstoffe des Immunsystems Es gibt eine Vielzahl von Enzymen und hormonartigen Substan- zen im Abwehrsystem, welche zum einen selber Erreger zerstören können, zum anderen der Kommunikation der Abwehrzellen un- tereinander dienen. Sie können Erreger markieren und damit Ab- wehrzellen anlocken. Diese Vorgänge werden unter dem Begriff Chemotaxis zusammengefasst. Wichtige Botenstoffe sind die Zytokine, zu denen auch die Gruppe der Interleukine zählen, welche von den Abwehrzellen selbst produziert werden. Auch die Interferone (IFN) sind eine Untergruppe der Zytokine. Interfero- ne werden von virusbefallenen Zellen abgegeben. Durch die In- terferonausschüttung reduzieren Nachbarzellen ihre Zellteilung und werden so unempfindlicher gegen einen Virusbefall. Ein wei- teres Beispiel für Botenstoffe ist der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF), welcher tumorös entartete Zellen zerstören kann. Die zweite Schutzbarriere Die zweite Schutzbarriere ist die unspezifische Abwehrreaktion. Diese erfolgt sehr schnell und unabhängig von der Art des Erre- gers. Nur ein kleiner Teil der Immunzellen des unspezifischen Ab- wehrsystems zirkuliert im Blut auf der Suche nach «Fremdkörpern». Die meisten befinden sich «passiv» in den lymphatischen Organen. Dringt ein Erreger in den Körper, werden alle Abwehrzellen akti- viert. Diesen Vorgang bezeichnet man als «Sofortreaktion der Leukozyten». Innerhalb kürzester Zeit kann die Leukozytenzahl im Blut enorm steigen. Ein wichtiger Vorgang der unspezifischen Abwehr ist die Entzündungsreaktion. Durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie z. B. Histamin, kommt es zu den typi- schen Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Wärme, Schmer- zen). Mikroorganismen werden nun durch den Vorgang der Pha- gozytose unschädlich gemacht. Die Abwehrzellen umfliessen den Fremdkörper, schliessen ihn in sich ein und verdauen ihn in ihrem Zellinneren. Natürliche Killerzellen gehen hauptsächlich gegen vi- rusbefallene Zellen oder gegen Tumorzellen vor. Sie erkennen Ver- änderungen auf der Zelloberfläche und zerstören diese Zellen durch Einschleusen von zellschädigenden Substanzen. Besonders schnell läuft die Phagozytose ab, wenn die Erreger vorher noch durch oben genannte Botenstoffe oder durch vorhandene Anti- körper markiert worden sind. In dieser Antikörpermarkierung liegt die Schnittstelle zum spezifischen Abwehrsystem. Die dritte Schutzbarriere Die dritte Schutzbarriere ist die spezifische Abwehrreaktion. Bestimmte Merkmale von körperfremden Strukturen, sogenannte Antigene, können nun durch Erkennungsmoleküle der Abwehrzel- len, welche exakt zu diesen Antigenen passen, erkannt werden. Bewegungsmedizin – Nr. 6 / Juli 2020 Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Diese Erkennungsmoleküle, die auch zellungebunden in den Kör- perflüssigkeiten vorkommen, sind die Antikörper. Die Abwehr- zellen des spezifischen Immunsystems sind die Lymphozyten mit ihren Untergruppen, den T- und B-Lymphozyten. Diese arbeiten in einem sehr komplexen und sich gegenseitig beeinflussenden System miteinander. Vereinfacht ausgedrückt werden in der An- tigen-Antikörperreaktion Fremdkörper durch die Bindungs- stellen der Antikörper miteinander verklumpt. Die «Klumpen» werden anschliessend durch die Phagozyten zerstört. Von Beginn einer Infektion bis zur Bereitstellung einer ausreichenden Zahl an Antikörpern vergeht durchschnittlich eine Woche. Die spezifische Abwehrreaktion ist also deutlich langsamer als die unspezifische. Dafür ist sie aber sehr zielgerichtet und hat eine Gedächtnis- funktion, das heisst, bei einem erneuten Kontakt mit dem spezi- fischen Erreger können sehr viel schneller Antikörper produziert werden. Der Mensch hat dann gegen einen speziellen Erreger eine Immunität aufgebaut. Während die ersten beiden Schutzbarrie- ren angeboren sind, wird die spezifische Abwehrreaktion durch den Kontakt mit dem Erreger erworben. Welche Faktoren wirken nun immunsystemstärkend, und welche schwächen unsere Abwehrfähigkeit? Wie so oft gibt es Faktoren, die wir durch unser Verhalten beeinflussen können, und solche, die nicht oder nur bedingt beeinflussbar sind. Das Immunsystem im Alterungsprozess Wie gut die ersten beiden Abwehrbarrieren funktionieren, hängt mehr vom Lebensstil der Person als von ihrem Alter ab. Genügend Schlaf, gesunde Ernährung, nicht rauchen, aktives Ausdauer- und Krafttraining und ein gutes Stressmanagement haben enormen Einfluss auf die Abwehrkraft der ersten beiden Schutzsysteme. Wer diese Abwehrkraft sein Leben lang gepflegt hat, hat eine hö- here Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Infektion nur einen milden Krankheitsverlauf durchmachen zu müssen, weil einfach weniger Erreger bis ins Zielorgan vordringen. Die spezifische Abwehrreaktion des Immunsystem eines älteren Menschen reagiert langsamer und weniger variabel auf die gros- se Anzahl von Erregern. Im höheren Alter wird das Knochenmark, das für die Produktion der Leukozyten zuständig ist, zunehmend durch Fettgewebe ersetzt. So geht die Zahl der T-Lymphozyten um ca. 25 % zurück. Die B-Lymphozyten jüngerer Menschen sammeln fortwährend Mutationen an und können so mit einem breiteren Repertoire auf spezifische Erreger reagieren. Diese Va- riabilität lässt im Alter nach. Ältere Menschen reagieren deshalb schlechter auf neue Virusmutationen. Die dritte Schutzbarriere ist im höheren Alter also schwächer, deshalb empfiehlt die Schul- medizin gerade älteren Menschen Impfungen. Die bisherigen Ausführungen machen deutlich, dass die Immunabwehr eines Menschen, egal ob alt oder jung, nicht einfach pauschal an einem Jahrgang festgemacht kann, wie es bei der Einteilung der Risiko- gruppen bezüglich COVID-19 geschehen ist. Sie ist hochgradig individuell. Immunsystem und chronischer Stress Langzeitstress fährt über die durch Cortisol vermittelte Wirkung die Immunantwort herunter. Dadurch wird eine Eintrittspforte für Erreger aller Art geschaffen. Akuter Stress versetzt das Im- munsystem zunächst in besondere Alarmbereitschaft und erhöht seine Abwehrkraft. Langfristig wäre eine solche Daueraktivität Modell der Phagozytose T-Zellen Aktivierung Virus Zelle infizierte Zelle T-Zelle Zytokine Aktivierung der T-Zelle Vermehrung Zerstörung der Zelle PhagozytComic © Felmy, KaiNext >